Gründer und Vorstandsmitglieder von Eckiger Tisch stellen Anträge auf Anerkennungsleistung bei der UKA

Die Gründer und Vorstandsmitglieder der Betroffeneninitiative Eckiger Tisch, zu denen auch unserer langjähriger Sprecher Matthias Katsch, gehört, haben sich 15 Jahre nach dem bundesweiten Missbrauchsskandal dazu entschieden, nicht länger auf eine Einigung mit der Katholischen Kirche über eine transparente, faire und kirchenunabhängige Entschädigungslösung zu warten, wie sie unser Verein seit langem fordert.

Im Januar 2010 waren die zahlreichen Missbrauchsfälle am Berliner Canisius Kolleg ans Licht gekommen, was in der Folge einen bundesweiten Missbrauchsskandal in zahlreichen kirchlichen, aber auch anderen Einrichtungen auslöste. Der Jesuitenorden bot seinen etwa 250 Opfern eine Anerkennungsleistung von jeweils 5000,- € an. Daraufhin entwickelte, im Nachgang zur MHG-Studie, eine Arbeitsgruppe im Auftrag der deutschen Bischöfe einen Vorschlag, um die Missbrauchsopfer der Kirche mit sechsstelligen Schmerzensgeldern für das Leid und die Folgen in ihrem Leben zu entschädigen. Als Richtwert war in diesem Papier, dass den Bischöfen im Herbst 2019 von Prof. Stephan Rixen, der Richterin und Landesjustizministerin a.D. und damaligen Vorsitzenden des Weißen Rings Roswitha Müller-Piepenkötter sowie dem Sprecher von Eckiger Tisch Matthias Katsch vorgestellt wurde, eine Zahlung von 300.000 Euro empfohlen worden. Die Bischöfe entschieden sich am Ende anderes und richteten stattdessen eine eigene Kommission ein, die nach Vorgaben der Bischöfe Summen bis zu 50.000 Euro zusprechen sollte. Erst nach Protesten von Expert*innen und Betroffenen wurde eine Möglichkeit zur Beschwerde gegen die zugesprochenen Anerkennungsleistungen zugelassen. Bis heute trifft dieses Gremium seine Entscheidungen, ohne die Betroffenen anzuhören oder ihnen die Entscheidungsgründe mitzuteilen. Von Einzelfällen abgesehen, bei denen die Kommissionen den gesetzten Rahmen verlassen haben, liegen die Anerkennungszahlungen im Mittel bei rund 20.000 €. Jedoch sprach im Sommer 2023 eine Kammer des Landgerichts Köln dem Betroffenen Georg Menne erstmalig 300.000€ Schmerzensgeld zu.

Nun haben sich die Gründer und Vorstandsmitglieder von Eckiger Tisch dazu entschieden, je eigene Anträge auf die von der Kirche gewährte „Anerkennungsleistung“ zu stellen. Die Ansprechperson des Jesuitenordens hat die Anträge an die von der Deutschen Bischofskonferenz eingerichtete sogenannte „Unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen“ zur Entscheidung übermittelt.

Wir erwarten nun eine zügige Bearbeitung und sind gespannt auf die gewährte Höhe dieser, wie die Kirche nicht müde wird zu betonen, „freiwilligen“ Leistung, die uns durch die UKA zugesprochen werden wird. Besonders interessant wird es sein zu sehen, wie sich die jüngsten Entscheidungen von Zivilgerichten bei Klagen von Betroffenen von Schmerzensgeld und Entschädigung auswirken werden.

Hier finden Sie weitere Berichterstattung zu diesem Thema:
Missbrauchsbetroffene von Jesuitenorden erwarten hohe Entschädigung – katholisch.de
Online-Beratung der Initiative „Eckiger Tisch“ neu eröffnet – DOMRADIO.DE

Hier finden Sie mehr Informationen und das Formular, um einen Antrag auf Anerkennungsleistung bei der UKA zu stellen.
Hinweis: Wir empfehlen den Tatvorgang und die Tatfolgen in einem extra Dokument ausführlich zu erläutern und dies an den ausgefüllten Antrag anzuhängen. Falls Sie weitere Fragen haben, können Sie sich an unsere Online-Beratungsstelle wenden.