Eckiger Tisch e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der die Interessen von Betroffenen sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen speziell im Kontext der Katholischen Kirche vertritt. Im Rahmen unserer Möglichkeiten beraten und unterstützen wir Betroffene. Wir stellen Öffentlichkeit her und versuchen auf Politik, Kirche und Gesellschaft einzuwirken, damit alles getan wird zur Überwindung von sexuellem Kindesmissbrauch durch Kleriker. Wir arbeiten an der internationalen Vernetzung von Betroffeneninitiativen und bieten Beratung für Institutionen an, die sichere und kompetente Orte für den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt werden wollen.
Eckiger Tisch wurde im April 2010 als Initiative von Betroffenen sexualisierter Gewalt an Schulen des katholischen Jesuitenordens gegründet. Diese Betroffenen hatten im Januar 2010 die hundertfachen Missbrauchsfälle an katholischen Einrichtungen öffentlich gemacht. Der bewusst sperrige Name „Eckiger Tisch“ wurde als provokativer Kontrapunkt zum 2010 von der Bundesregierung ins Leben gerufenen „Runden Tisch Sexueller Kindesmissbrauch“ gewählt, an dem die Betroffenen nicht beteiligt wurden.
„Aufarbeitung, Hilfe und Entschädigung“
Seit mehr als acht Jahren fordert ECKIGER TISCH im Namen der Betroffenen die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle, Hilfe für die Betroffenen sowie eine angemessene Entschädigung für die ihnen zugefügten Schäden. Auf die Erfüllung dieser drei Forderungen warten die Betroffenen bis heute vergeblich.@Aufarbeitung
Die im September 2018 von der Deutschen Bischofskonferenz veröffentlichte „MHG-Studie“ hat deutlich gemacht, wie wenig Bereitschaft bei der katholischen Kirche besteht, die Missbrauchsfälle der Vergangenheit konkret und umfassend aufzuklären und eine unabhängige Aufarbeitung zu ermöglichen. Ermittelt wurden in dieser Studie lediglich Zahlengerüste, nämlich die von 3.677 „aktenkundigen“ Betroffenen und 1.670 Priestern als Missbrauchstätern. Wo diese Taten stattgefunden haben, wird ebenso verschwiegen wie die Frage, wo sich diese (namenlosen) Täter heute befinden. Es werden keinerlei konkrete Zusammenhänge benannt.
@Hilfe
Seit 2010 wenden sich von sexuellem Missbrauch durch katholische Priester Betroffene in großer Zahl an den Eckigen Tisch mit der Bitte um Beratung, Unterstützung, Hilfe etc. Sie schildern, dass sie von Seiten der katholischen Kirche kaum Hilfe und Unterstützung erfahren. Viele machen negative Erfahrungen im Kontakt mit der Kirche, und sehr viele Betroffene möchten mit der Organisation, die jahrzehntelang die Täter geschützt hat, überhaupt nichts mehr zu tun haben. Menschen, die in ihrer Kindheit von katholischen Priestern missbraucht worden sind, müssen lebenslang mit den zerstörerischen Auswirkungen des Missbrauchs weiterleben. Viele Lebensbereiche können von weitreichenden Beeinträchtigungen gezeichnet sein:
- Viele Betroffene erleben im weiteren Leben erhebliche Probleme bei zwischenmenschlichen Beziehungen, Bindungen und Partnerschaften.
- Oft wurde die Beziehung zum eigenen Körper beschädigt, Intimität und Sexualität sind daher für viele Betroffene problembelastet.
- Viele Betroffene konnten und können sich nicht beruflich und erwerbsmäßig entfalten, viele leben auch in wirtschaftlicher Not.
- Viele Betroffene leiden über die gesamte Lebensspanne an psychischen Problemen wie Depressionen, Suchterkrankungen oder anderen psychische Erkrankungen.
- Manche Betroffene, die nicht die Kraft hatten, mit dem Erlittenen weiterzuleben, haben ihr Leben beendet.
Eine Wiedergutmachung dieser Schäden ist nicht möglich. Die Taten und die Schäden können nicht rückgängig gemacht werden, die Betroffenen können ihr Leben nicht noch einmal leben. Konkrete Unterstützung und Hilfen − auch (aufsuchende) Sozialarbeit von unabhängiger Seite − könnten ebenso wie eine angemessene finanzielle Entschädigung dazu beitragen, dass betroffene Menschen besser mit ihrem Leben klarkommen und mit den Beeinträchtigungen weiterleben können. Die bisher gewährten Hilfen im Rahmen des von der Bundesregierung im Nachgang des „Runden Tisches“ errichteten „Ergänzenden Hilfesystems (EHS)“ erreichen nur wenige Betroffene, auch weil über dieses Verfahren nicht ausreichend informiert wird.
Immer mehr Menschen, von denen der überwiegende Teil Männer sind, wenden sich mit der Bitte um Beratung und Unterstützung an ECKIGER TISCH. Wir bieten unabhängige Beratung für kirchliche Missbrauchsopfer.@Entschädigung
Die katholische Kirche ist bislang nicht bereit, den Betroffenen Entschädigungen zu zahlen. Bisher bietet man ihnen lediglich an, eine „Leistung in Anerkennung des erlittenen Leids“ zu beantragen. Hinter dem Begriff verbirgt sich eine sogenannte einmalige „Anerkennungsleistung“, Von den Betroffenen wird diese Zahlung als absolut unangemessen angesehen. Aus diesem Grund haben sich auch nur sehr wenige Betroffene dem notwendigen Antragsverfahren“gestellt. Seit Januar 2021 gibt es die Möglichkeit, einen Antrag auf eine höhere „Anerkennungszahlung“ zu stellen.
Matthias Katsch ist das öffentliche „Gesicht“ von Eckiger Tisch. Er gibt den Betroffenen eine Stimme. Als ehrenamtlicher Aktivist arbeitet er seit acht Jahren in einer Vielzahl von Gremien mit und vertritt dort die Interessen der Missbrauchsbetroffenen im Kontext der katholischen Kirche. Er ist auch international gut vernetzt. Im Jahr 2018 hat Matthias Katsch zusammen mit Aktivisten aus fünfzehn Ländern die internationale Organisation „Ending Clergy Abuse – The Global Justice Project (ECA)“ gegründet. Ziel von ECA ist es, „Missbrauch durch Geistliche der römisch-katholischen Kirche zu beenden − insbesondere, wenn es um Kinder geht, diese besser zu schützen und Gerechtigkeit für die Opfer zu erreichen“.
Unter den folgenden Links finden Sie Informationen zum Vorstand des Vereins sowie zu unserer Satzung.