Hauzenberger Pfarrer suspendiert wegen schwerwiegenden Fehlverhalten in der Jugendarbeit

Aufgrund von Vorwürfen schweren Fehlverhaltens in der Jugendarbeit hat das Bistum Passau in Hauzenberg einen Pfarrer suspendiert. Hintergrund sind schwere Vorwürfe des Bistums Passau, wonach der Geistliche Jugendliche auf kirchlichen Freizeiten zum exzessiven Alkoholkonsum verleitet haben soll. Von 18 mitgebrachten Wodkaflaschen ist in diesem Zusammenhang die Rede. Zeug*innen darunter Kinder, Ministrant*innen und Eltern haben einem unabhängigen Beauftragten des Bistum ihre Erlebnisse zugetragen. Dabei berichten sie von Alkoholkonsum im Rahmen der Jugendarbeit und es gibt auch Fotos, die den Pfarrer im Whirlpool oder ähnlichen Situationen mit Kindern und Jugendlichen zeigen.

Aktuell laufen weiterhin Vormittlungen bezüglich des Verhaltens des Pfarrers. Die Staatsanwaltschaft Passau teilte mit, dass es aktuell noch keine Hinweise auf eine konkrete Straftat gibt und ein Anfangsverdacht für strafrechtlich relevantes Verhalten sei bislang nicht gegeben.

Der betroffene Pfarrer weist die Anschuldigungen entschieden zurück, ebenso sein Verteidiger. Aus ihrer Sicht hat sich der Geistliche nichts zuschulden kommen lassen. Auch ein Fehlverhalten mit sexuellem Hintergrund sei laut Unabhängiger Aufarbeitungskommission bislang nicht erkennbar.

Dennoch ist dieser Fall hoch umstritten – vor allem innerhalb der Gemeinde. Mehr als 10.000 Menschen haben bereits eine Onlinepetition zur Wiedereinsetzung des Pfarrers unterzeichnet. Die Initiatorin betont, er sei eine wichtige Bezugsperson für junge Menschen und vermittle den Glauben auf moderne Weise. Andere Gläubige hingegen unterstützen die Entscheidung des Bistums und fordern einen besseren Schutz für Kritiker innerhalb der Gemeinde.

Die Unabhängige Aufarbeitungskommission sowie der Betroffenenbeirat des Bistums begrüßen die Absetzung ausdrücklich. Kommissionsvorsitzender Guido Pollak kritisierte im BR-Interview die schnelle Solidarisierung mit dem Pfarrer und forderte eine unabhängige Prüfung der Vorwürfe. Man dürfe solche Vorfälle nicht bagatellisieren – auch nicht mit Verweis auf regionale Trinkkultur. Er verneint auch, dass es aktuell Hinweise auf sexualisierte Gewalt gibt, aber räumt ein, dass es durchaus glaubwürdige Aussagen gibt, die ein Anbahnungsverhalten vorliegt. Dieses Anbahnungsverhalten geht häufig sexuellem Missbrauch voraus und darf daher keineswegs bagatellisiert werden.

„Dieses ein ebenen von Grenzen, dieses scheinbare sich auf eine Ebene stellen eines gestandenen Erwachsenen mit Jugendlichen, das ist tatsächlich ein Verhalten, was man in vielen Missbrauchssituationen so sehen kann. Da muss man ganz klar sagen: So geht es nicht.“, kritisiert Matthias Katsch. (Sprecher und Geschäftsführer von Eckiger Tisch)

Passaus Bischof Stefan Oster, der dem Pfarrer am Montag ein vorläufiges Zelebrationsverbot erteilt hat, führt derzeit Gespräche mit Gemeindemitgliedern. Er betont, dass es ihm in erster Linie um den Schutz von Kindern und Jugendlichen gehe. Eine abschließende Bewertung des Falls – sowohl kirchenrechtlich als auch gesellschaftlich – steht noch aus. Die Aufarbeitungskommission empfiehlt nun ein Mediationsverfahren, um die aufgeheizte Situation vor Ort zu entschärfen.

In Hauzenberg selbst wächst der Unmut über den Umgang des Bistums mit dem Fall. Bei einer Demonstration für den Pfarrer am vergangenen Wochenende kündigten viele Teilnehmer ihren Kirchenaustritt an. Laut Bürgermeisterin Gudrun Donaubauer wurden in den letzten Tagen 56 Austritte registriert, in einer Stadt mit rund 9.500 Katholiken. Einige der Familien, die diese Vorwürfe zur Anzeige gebracht haben, fühlen sich sogar von der Gemeinde unter Druck gesetzt und ausgegrenzt.

Weitere Berichterstattung zu dem Fall des Pfarrers in Hauzenberg:

Hier können sie sich einen ausführlichen Beitrag von Bayrischen Rundfunk anschauen (inkl. Stellungnahme von Matthias Katsch, Sprecher und Geschäftsführer von Eckiger Tisch) quer mit Christoph Süß: Priester suspendiert – richtig oder übertrieben?

tagesschau (27.03.2025): Bayern: Hauzenberger Pfarrer: Kein Anfangsverdacht – Streit dauert an