Rückblick eines Betroffenen auf die Fachtagung zur Evaluation der Wirksamkeit der Gemeinsamen Erklärung von Bischofskonferenz und der Stelle der Missbrauchsbeauftragten

Im Nachfolgenden Text wirft ein Betroffener einen Rückblick auf die sog. Fachtagung, zur Evaluation der Wirksamkeit der Gemeinsamen Erklärung von Bischofskonferenz und der Stelle der Missbrauchsbeauftragten, mit der vier Jahre nach der Unterzeichnung dieses Papiers geklärt werden sollte, wie es um den Stand der Aufarbeitung des katholischen Missbrauchsskandals bestellt ist.

Von Anfang an von Ängsten geprägt
Ausweiskontrolle, Security und Bändchen für den Einlass.
Von Anfang an Chaos
Nicht-Einladung der Betroffenenbeiräte. Das Fragebogen-Desaster!
Von Anfang an Kontrollzwang
Trotz expliziter Ansage als öffentliche Fachtagung blieben Presse und nicht geladene Betroffene außen vor.

Das Kleid der Tagung prägt
Gelenkte Moderation, Frage-Kärtchen statt in Frage stellende Statements.
Die Sprache der Tagung
Das Dankbarkeitsgehudele von Bischof und Beauftragter ist toxisch.
Das Symbol der Tagung entlarvt
Die Geschenke an die vormittags Vortragenden offenbarte den unterwürfigen Geist.
Die Kultur des Nicht-Zugeben-Könnens von Schuld und Unrecht geht weiter
Pater Hans Zollner sagte nichts zu seinem Orden, den Jesuiten.

Thron und Altar arbeiten gut zusammen
Echte Evaluation fand nicht statt, aber man gab ihr einen professoralen Rahmen.
Die Beißhemmung von Frau Claus und ihr Harmoniebedürfnis waren greifbar.
Die Ressourcenknappheit war ihr keine Erwähnung wert. Die Einrede der Verjährung wurde nicht kritisiert.
Die katholische Atmosphäre raubt einem den Atem
Die Ehrfurcht vor den Bischöfen, den heiligen Männern, ist schmerzlich spürbar.

Die stichwortartige Reflektion lässt den Schluss zu, wie sehr die deutsche r.k. Kirche den Prozeß rund um die Aufarbeitung kontrolliert. Die Atmosphäre ist katholisch, so dass von Außen kaum frische Luft zugelassen wird. Der katholische Glaube, dem sich viele Teilnehmende verpflichtet
fühlen, verführt dazu, gegenüber den Bischöfen ehrfürchtig aufzutreten. Symbol für diese innere Haltung war und ist das Geschenk, das Frau Klasnic und Herrn Zollner überreicht wurde: Ein Kreuz mit Engel und dem Mühlstein (s. Mt 18,6 :Wer einem von diesen Kleinen, die an mich glauben, Ärgernis gibt, für den wäre es besser, wenn ihm ein Mühlstein um den Hals gehängt und er in der Tiefe des Meeres versenkt würde) – in gutem Glauben selbst hergestellt, und doch für uns Betroffene ein Schlag ins Gesicht, denn mit diesem Symbol sind wir vergewaltigt worden, ist unsere Biographie schmerzvoll durchzogen.

Bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass die Tagung eine starke religiöse und politische Machtentfaltung prägte – vielleicht unbewußt, und das macht es um so schlimmer, weil sich ein psychologisch-soziologisches Verhalten zeigt. Die Macht der einen (Thron und Altar) braucht dieses Verhalten (Bundesvorstand und die Zuhörenden) zu seiner Legitimierung. Die Betroffenen sind ihrer inneren Selbständigkeit beraubt, ein eigenes Verhalten in dieser Situation ist unterbunden. Thron und Altar haben die Tagung und die Teilnehmenden instrumentalisiert.“