Missbrauchsstudie Bistum Speyer
Eckiger Tisch begrüßt Veröffentlichung der Studie – kritisiert, aber lange Dauer der Missbrauchsstudie
Eckiger Tisch begrüßt die Veröffentlichung des ersten Teils der Missbrauchsstudie im Bistum Speyer als wichtigen Schritt auf dem Weg zu einer umfassenden Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im Kontext der katholischen Kirche. Gleichzeitig kritisiert die Betroffeneninitiative die lange Dauer des Prozesses, da der zweite Teil erst 2027 veröffentlicht werden soll.
Die Universität Mannheim hat heute, am 08. Mai 2025, den ersten Teil der Missbrauchsstudie „Sexueller Missbrauch im Bistum Speyer durch katholische Priester, Diakone, Ordensangehörige und Mitarbeitende des Bistums (ab 1946)“ veröffentlicht. Das auf insgesamt vier Jahre angelegte Forschungsprojekt, welches von der Universität Mannheim durchgeführt wird, wurde 2023 vom Bistum Speyer beauftragt und untersucht welche Strukturen in der katholischen Kirche die Missbrauchstaten ermöglichten.
Eckiger Tisch sieht die Studie als wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung und für mehr Gerechtigkeit der Betroffenen. Dass das Bistum Speyer diese Studie beauftragt hat, ist ein notwendiger Schritt. Aber: Es darf nicht sein, dass Betroffene erneut jahrelang warten müssen, bis das gesamte Ausmaß der Missbrauchstaten und der Verantwortung klar benannt wird.
Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich das Ausmaß des Missbrauchs im Bistum Speyer:
109 beschuldigte Geistliche, 41 beschuldigte Nicht-Kleriker, eine Vielzahl von Taten, insbesondere in den 1950er- und 60er Jahren. Die Forschenden stellen bis in die frühen 1970er Jahre ein missbrauchsbegünstigendes Klima fest, welche sexuellen Missbrauch ermöglichte, doch auch in den Folgejahren wir Missbrauch weiterhin bagatellisiert und systematisch vertuscht. Er ist ab 2010, nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals in Deutschland, änderte sich die Haltung des Ordinariats. Deutlich wird auch der Einfluss der katholischen Sexualmoral sowie autoritärer Erziehungsmuster, insbesondere in Heimen, auf die Ermöglichung und das Verschweigen von Missbrauch. Demnach war Missbrauch im Bistum Speyer über Jahrzehnte durch strukturelle, kulturelle und institutionelle Faktoren begünstigt.
Eckiger Tisch begrüßt besonders den Fokus der Studie auf die strukturellen Ursachen des Missbrauchsgeschehens. Es ist nicht ausreichend individuelles Fehlverhalten zu benennen, da es sich hier um systematische Verantwortung handelt.
„Wir wissen heute, dass nicht nur einzelne Täter, sondern ganze Institutionen versagt haben. Wer vertuscht hat, hat eindeutig mitverantwortet und Kinder nicht genügend geschützt. Diese Studie zeigt, was Betroffene seit Jahren sagen: Der Schutz der Institution wurde über das Wohl der Kinder und Jugendlichen gestellt.“, erklärt Matthias Katsch, Sprecher und Geschäftsführer von Eckiger Tisch.
Die lange Laufzeit des Forschungsprojektes bewertet Eckiger Tisch jedoch kritisch. Viele Betroffene haben keine Zeit mehr weiterhin zu warten und es ist entscheidend, dass sie erleben, wie das ihnen angetane Leid benannt und aufgearbeitet wird.
Jetzt ist es wichtig, dass das Bistum Speyer konkrete Konsequenzen aus den Ergebnissen ableitet und umsetzt und den Schutz von Kindern, Jugendlichen und bereits Betroffenen priorisiert und Verantwortung für den vergangenen sexuellen Missbrauch übernimmt.
Hier finden Sie die gesamte Studie: Sexueller Missbrauch im Bistum Speyer seit 1946 | Universitätsbibliothek | Universität Mannheim