Missbrauchsbetroffene kritisieren rückwirkenden Antragsstopp von staatlichen Hilfeleistungen FSM & EHS
Der Fonds sexueller Missbrauch (FSM) und das ergänzende Hilfesystem (EHS) sollen nicht weitergeführt werden. Dies wurde bereits im März 2025 vom Bundesfamilienministerium verkündet. In der Erklärung vom 12. März 2025 wurde die Stellung eines Erstantrages der 31. August 2025 gesetzt.
Nun hat das Bundesfamilienministerium (BMBFSFJ) am 24.06.2025 verkündet, dass Erstanträge, die ab dem 19. März 2025 eingegangen sind, nicht mehr bewilligt werden. Dies begründet das BMBFSFJ folgendermaßen:
„In den letzten Wochen sind in der Geschäftsstelle Fonds Sexueller Missbrauch mehr Anträge eingegangen als erwartet. Zu unserem Bedauern werden die im Bundeshaushalt vorgesehenen Mittel zur Gewährung von Billigkeitsleistungen für Betroffene nicht ausreichen, um alle bisher eingegangenen Anträge zu bewilligen. Nach derzeitiger Prognose können Erstanträge mit dem Eingangsdatum ab dem 19. März 2025 nicht mehr bewilligt werden, da die verfügbaren Haushaltsmittel für die Umsetzung der Billigkeitsrichtlinie aufgrund der hohen Nachfrage vorzeitig erschöpft sind.“ (Die vollständige Erklärung finden Sie hier: Änderungen beim EHS: Fonds Sexueller Missbrauch)
Im Beitrag des BR Politikmagazins kontrovers kritisieren Missbrauchsbetroffene die rückwirkenden Antragsstopp scharf. Dadurch werden Betroffene erneut allein gelassen und Matthias Katsch, Geschäftsführer und Sprecher von Eckiger Tisch, erklärt das dieser plötzliche Stopp der staatlichen Hilfsmittel wieder ein Ohnmachtsgefühl auslöst und er sich dem ausgeliefert fühlt. Wie damals, als er als Jugendlicher von zwei Priestern missbraucht wurde. Hans Joachim Schöttler, welcher als achtjähriger Ministrant in der katholischen Kirche missbraucht und seinen Antrag im April 2025 gestellt hat, wodurch dieser nicht mehr bewilligt werden soll, bezeichnet die Entscheidung des vorzeitigen Antragsstopp als „beschämend“ und hofft nun auf eine zeitige Lösung.
Auch Therapeut*innen wie Sarah Seifarth vom Verein Wildwasser e. V. in München kritisieren die Entscheidung der Bundesregierung: „Dass die Opfer erst die Kraft aufgebracht haben, diesen Antrag zu stellen, und jetzt erfahren, dass das keinen Erfolg hat und sie keinen positiven Bescheid bekommen, ist für diese Menschen absolute Katastrophe.“
Den vollständigen (vierminütigen) Beitrag des BR Politikmagazins kontrovers können Sie hier lesen oder anschauen:
BR24 (03.07.2025): Missbrauchsopfer: Rückwirkend Antragsstopp für staatliche Hilfen