Mail an Frau Fischer

AndreaFischerLiebe Frau Fischer,

von Frau Raue wurde ich heute informiert, dass Sie in irgendeiner Art als Ansprech- partnerin für durch Missbrauch durch Jesuiten Betroffene fungieren.

Ich wende mich an Sie in dieser Funktion, vor allem aber an Sie als Repräsentantin einer Partei, die bereits in ihrem Namen die Verbindung mit der DDR-Bürgerrechts- bewegung, deren herausragender Erfolg unabhängige Aufklärung mit und durch Betroffene (und nicht durch von „Täterorganisationen“ Beauftragte) war, dokumentiert. Zudem erfahre ich just heute, dass die österreichische Schwester von Bündnis 90 / Die Grünen gegenüber der österreichischen Kirche die selbe Forderung erhoben hat* wie ich und andere sie schon seit drei Monaten – leider ohne Verständnis oder gar Annäherung zu erfahren – an die Jesuiten richten.

Ich bin nämlich der festen Überzeugung, dass all dies, was im Januar 2010 angestoßen wurde, nur dann gelingen – und das bedeutet zu einem letztlich für die Betroffenen befreienden Ende führen kann, wenn dieser Prozess durch Betroffene und durch unabhängige, d. h. von Betroffenen akzeptierten Vertretern, vollzogen wird. Dazu gehört an vorderster Stelle die Aufklärung der damaligen Vorgänge und das Offenlegen der Strukturen und das Erkennen des institutionellen Versagens, das diese Vorfälle über einen Jahrzehnte währenden Zeitraum ermöglicht, begünstigt und vertuscht hat. Und eben dies gelingt nur im unabhängigen Zugang zu den Archiven. Sie haben in Ihrer Partei sehr viel Kompetenz und Erfahrung wie so etwas geschehen kann – ohne dass notwendig zu schützende Interessen einzelner (Opfer wie Täter und Beteiligter) verletzt werden. Vielleicht können wir und die Jesuiten diese Kompetenz brauchen.

Bisher aber wird ein unabhängiger Zugang zu den Archiven verweigert.

Bitte setzen Sie sich dafür ein, dass wir, bzw. eine von uns akzeptierte/r unabhängige/r Vertreter oder Kommission, bald – ja bald, denn der lange Zeitraum, in dem wir hier alleine gelassen werden, quält sehr – diesen Zugang erhalten.

Vielen Dank und mit herzlichen Grüßen Ihr
Thomas Weiner

PS: weil das eben so sehr drängt, veröffentliche ich diese Mail zugleich auf https://www.eckiger-tisch.de. Bitte gestatten Sie mir Ihre Antwort dort ebenfalls zu veröffentlichen.

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* https://www.eckiger-tisch.de/2010/04/29/kommentar-raue-friends-reloaded/#comments