Mail an Frau Fischer
von Frau Raue wurde ich heute informiert, dass Sie in irgendeiner Art als Ansprech- partnerin fĂŒr durch Missbrauch durch Jesuiten Betroffene fungieren.
Ich wende mich an Sie in dieser Funktion, vor allem aber an Sie als ReprĂ€sentantin einer Partei, die bereits in ihrem Namen die Verbindung mit der DDR-BĂŒrgerrechts- bewegung, deren herausragender Erfolg unabhĂ€ngige AufklĂ€rung mit und durch Betroffene (und nicht durch von „TĂ€terorganisationen“ Beauftragte) war, dokumentiert. Zudem erfahre ich just heute, dass die österreichische Schwester von BĂŒndnis 90 / Die GrĂŒnen gegenĂŒber der österreichischen Kirche die selbe Forderung erhoben hat* wie ich und andere sie schon seit drei Monaten – leider ohne VerstĂ€ndnis oder gar AnnĂ€herung zu erfahren – an die Jesuiten richten.
Ich bin nĂ€mlich der festen Ăberzeugung, dass all dies, was im Januar 2010 angestoĂen wurde, nur dann gelingen – und das bedeutet zu einem letztlich fĂŒr die Betroffenen befreienden Ende fĂŒhren kann, wenn dieser Prozess durch Betroffene und durch unabhĂ€ngige, d. h. von Betroffenen akzeptierten Vertretern, vollzogen wird. Dazu gehört an vorderster Stelle die AufklĂ€rung der damaligen VorgĂ€nge und das Offenlegen der Strukturen und das Erkennen des institutionellen Versagens, das diese VorfĂ€lle ĂŒber einen Jahrzehnte wĂ€hrenden Zeitraum ermöglicht, begĂŒnstigt und vertuscht hat. Und eben dies gelingt nur im unabhĂ€ngigen Zugang zu den Archiven. Sie haben in Ihrer Partei sehr viel Kompetenz und Erfahrung wie so etwas geschehen kann – ohne dass notwendig zu schĂŒtzende Interessen einzelner (Opfer wie TĂ€ter und Beteiligter) verletzt werden. Vielleicht können wir und die Jesuiten diese Kompetenz brauchen.
Bisher aber wird ein unabhÀngiger Zugang zu den Archiven verweigert.
Bitte setzen Sie sich dafĂŒr ein, dass wir, bzw. eine von uns akzeptierte/r unabhĂ€ngige/r Vertreter oder Kommission, bald – ja bald, denn der lange Zeitraum, in dem wir hier alleine gelassen werden, quĂ€lt sehr – diesen Zugang erhalten.
Vielen Dank und mit herzlichen GrĂŒĂen Ihr
Thomas Weiner
PS: weil das eben so sehr drÀngt, veröffentliche ich diese Mail zugleich auf https://www.eckiger-tisch.de. Bitte gestatten Sie mir Ihre Antwort dort ebenfalls zu veröffentlichen.
* https://www.eckiger-tisch.de/2010/04/29/kommentar-raue-friends-reloaded/#comments
