Bericht zur Aufklärung der Missbrauchsfälle in der Amtszeit des Bischofs Spital
Die Uni Trier hat im Auftrag der Aufarbeitungskommission Trier den Bericht „Sexueller Missbrauch im Bistum Trier in der Amtszeit Hermann Josef Spitals (1981–2001)“ veröffentlicht. Dies ist der zweite Zwischenbericht des Projektes „Sexueller Missbrauch von Minderjährigen sowie hilfs- und schutzbedürftigen erwachsenen Personen durch Kleriker/Laien im Zeitraum von 1946 bis 2021 im Verantwortungsbereich der Diözese Trier: eine historische Untersuchung“, welches von den Historiker*innen Dr. Lena Haase und Prof. Dr. Lutz Raphael durchgeführt wird.
In dieser Studie wurde erstmals das Ausmaß von sexuellem Missbrauch im Bistum Trier während der Amtszeit des Bischofs Hermann Josef Spital umfassend wissenschaftlich untersucht. Dafür haben die Wissenschaftler*innen über 1000 kirchliche Personalakten studiert und 20 Gespräche mit Betroffenen und Zeitzeug*innen geführt. Die Studie offenbart, dass es während seiner Amtszeit 199 Betroffene und 49 Tatverdächtige gab, aber die Dunkelziffer ist vermutlich deutlich höher. 194 der Betroffenen waren zur Zeit des Missbrauchs minderjährig und mit ca. 77 % überwiegend männlich.
40 % der Tatverdächtigen waren der Bistumsleitung bereits während der Amtszeit von Bischof Spital bekannt, während die restlichen Fälle erst nach 2010 gemeldet wurden. Die Studie kritisiert den Umgang der Bistumsleitung mit den bekannten Missbrauchsfällen, da die Pflicht, die Fälle bei staatlichen Stellen zu melden gänzlich vernachlässigt wurde.
Im Rahmen dieser historischen Studie sollen bis 2025 noch die Amtszeiten des ehemaligen Trierer Bischofs Reinhard Marx und des aktuellen Bischofs Stephan Ackermann untersucht werden. Der erste Zwischenbericht dieses Projektes wurde bereits im November 2022 unter dem Titel „Sexueller Missbrauch an Kindern und Jugendlichen im Bistum Trier in der Amtszeit Bernhard Steins (1967–1981)“ veröffentlicht.