Bei der polnischen Bischofskonferenz trafen sich Missbrauchsopfer mit Bischöfen

Nach den Beratungen der polnischen Bischofskonferenz Ende November kamen drei Missbrauchsbetroffene mit den römisch-katholischen Bischöfen in Jasna Góra zusammen. Robert Fidura, Tośka Szewczyk (Pseudonym) und Jakub Pankowiak waren die Betroffenen, die sich in dem ca. dreistündigen Gespräch mit den Bischöfen austauschten. Als erstes Gespräch dieser Art fand es hinter verschlossenen Türen statt.

Robert Fidura setzt sich selbst für sexuell missbrauchte Menschen ein und war der erste, der das Wort „untot“ zur Beschreibung dieser Menschen verwendete. Jakub Pankowiak und sein Bruder Bartolomej forderten von der Diözese Wiedergutmachung. Ihr Ziel war es, den Bischof zum Handeln zu bewegen, eine Einigung zu erzielen und so den Weg für andere Opfer und Diözesen zu ebnen. Als dies nicht erreicht wurde, gingen sie vor Gericht. Die Kirche behandelte Jakub wie einen Widersacher, und die Medien interessierten sich nur für die Auflagenzahlen. Aufgrund dieser Enttäuschung zog er seine Klage zurück. Sein Bruder jedoch nicht – und gewann den Fall. Tośka Szewczyk ist die Autorin des Buches „Ich starb nicht. Vom Unrecht zur Freiheit“ (Więź 2023) und wurde vor einem Monat für den Pater Józef Tischner Preis nominiert. Sie engagiert sich stark für die Rechte von Betroffenen von sexuellen Missbrauch im Kontext der katholischen Kirche ein.

Anschließend an das Treffen gaben der Primas Erzbischof Wojciech Polak, der Bischof von Sosnowiec Artur Ważny und die beiden Betroffenen Robert Fidura und Jakub Pankowiak eine gemeinsame Pressekonferenz. Dabei zogen alle ein konstruktives Resümee über den Zweck und den Verlauf des Treffens. Einzelheiten zum Treffen blieben jedoch aus.

Einen Tag nach dem Treffen schrieb der Krakauer Weihbischof Damian Muskus in einem Artikel: „Diejenigen, die sich auf der Kanzel am wohlsten fühlen, saßen gestern wie Jünger im Kreis. Sie hörten in ihrer Ansprache nicht die Titel, mit denen sie bei feierlichen Zeremonien und auch im Alltag beglückt werden. Es gab also keine Eminenzen und Exzellenzen, es gab Brüder. Auf diese Weise wurden Dutzende von Bischöfen, darunter auch ich, von Menschen angesprochen, die in der Vergangenheit großen Schaden durch Kirchenmänner erlitten hatten. Das war eine sehr wichtige Lektion für uns polnische Bischöfe.“

Bereits eine Woche nach dem Treffen wies die Diözese Tarnow die Klage von Betroffenen bezüglich eines Serientäters zurück. Begründet wurde dies vom Anwalt des Bischofs, dass sie sich nicht „den Taten von Pater Marian nicht widersetzt“ hätten. Damit hat die polnische Kirche nicht lange nach dem historischen Treffen in Jasna Góra erneut Betroffene von sexuellen Missbrauch im Kontext der katholischen Kirche erneut gedemütigt und ihnen Leid zugefügt.

Mehr Informationen finden Sie in der 219. Ausgabe der polnischen Presseschau: POLNISCHE PRESSESCHAU 219 vom 02.12.2024 – SoZ – Sozialistische Zeitung (Beiträge: Treffen der Missbrauchsopfer mit den Bischöfen – POLITYKA, 21. 11. 2024 & Nach der Show in Tschenstochau alles beim alten – onet.pl 27.11 2024)