Rund 4.400 Missbrauchsfälle in Italien gemeldet
Reuters berichtet: Die italienische Betroffeneninitiative Rete l’abuso (dt.: „Netzwerk Missbrauch“) hat vor kurzem angegeben, dass sich in Italien seit 2020 etwa 4.400 Personen als Betroffene sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche gemeldet haben.
Laut Francesco Zanardi, Gründer der Organisation, basiert diese Zahl auf Betroffenenaussagen, gerichtlichen Quellen und von den Medien berichteten Fällen. Die meisten dieser Übergriffe seien von Priestern verübt worden.
Die katholische Kirche in Italien ist die Größte Europas. Bei doppelt so vielen Mitgliedern und Klerikern wie in Deutschland kann man mit einer immensen Dunkelziffer an Missbrauchsfällen rechnen. John Joseph Kennedy, Leiter des Bereichs für disziplinarische Fragen im vatikanischen Glaubensdikasterium, nimmt an, dass die italienische zu den zehn am stärksten betroffenen Ortskirchen der Welt gehört (Quelle: DOMRADIO).
Doch die Aufarbeitung läuft schwerfällig. Die Kinderschutzkommission des Vatikans, die von Papst Franziskus 2014 ins Leben gerufen worden war, kritisierte in einem Bericht des 16. Oktobers mehrere ranghohe katholische Amtsträger dafür, zu langsam zu handeln um Betroffenen zu helfen und neue Schutzmaßnahmen umzusetzen. Die Aufarbeitung ist durch Blockaden innerhalb der Kirche gezeichnet: Im selben Bericht erklärte die Kommission beispielsweise, dass nur 81 der 226 Diözesen Italiens einen von ihr entworfenen Fragebogen zu Schutzmaßnahmen beantwortet hätten.
Die Italienische Bischofskonferenz (CEI), die ebenfalls kritisch erwähnt wird, äußerte sich nicht zu diesen Aussagen. „Sie unternimmt nichts, sie unternimmt sogar noch weniger als der Vatikan“, kommentiert Zanardi.
Wie auch Eckiger Tisch sammelt Rete l’abuso auf ihrer Website auf der Mappa delle Diocesi italiane insicure (dt.: „Landkarte der unsicheren italienischen Diozösen“) die Tatorte von sexuellen Missbrauchsfällen.

Kartenstand: 29.10.2025