„Sie haben mich überall herumgereicht“: Die Rheinische Post berichtet über einen schweren Missbrauchsfall in der katholischen Kirche

In einem erschütternden Artikel der Rheinischen Post berichtet der Betroffene Hardy (70) letzte Woche detailliert vom intensiven, sadistischen und dehumanisierenden Missbrauch, den ihm mehrere katholische Priester seit seinem siebten Lebensjahr und über Jahre antaten. Jetzt verklagt er das Bistum Köln auf eine Million Euro Schmerzensgeld.

Sein Fall ist ein klares Beispiel für Tätervernetzung und Vertuschung innerhalb der katholischen Kirche. Nach eigenen Angaben handelte es sich um „organisierte Kriminalität“, die vom Haupttäter Gottfried Amberg initiiert wurde. Hardy und weitere Jungen wurden zwischen etlichen Mittätern „rumgereicht“, gefoltert und vergewaltigt. Einige zahlten Amberg Geld dafür.

Die Täter sind heute tot – ohne jemals zur Verantwortung gezogen worden zu sein. Hardys Eltern schauten weg, verprügelten ihn und seine Brüder, wenn sie jemals von den Taten berichteten. Seine eigene Familie nannte ihn einen Teufel. Nachdem sie ihn eines Tages mit zwei seiner Peiniger betäubten, fesselten und einen gewaltsamen Exorzismus an ihm durchführten, lief er von zuhause weg.

Seine Brüder überlebten das Leid nicht – beide begingen Suizid. Er selbst konnte sich an seinem Glauben festhalten, um ihrem Schicksal nicht zu folgen. Umgebracht hätten die Täter ihn trotzdem „hunderte Male.“ Der Missbrauch hat an seinem Körper, seiner Psyche und in seinem Leben tiefe Spuren hinterlassen: Er sitzt wegen Lähmung im Rollstuhl, muss Windeln tragen und seine Genitalien sind durch die Gewalt nicht mehr funktional. Selbst wenn nicht; körperliche Nähe konnte er seitdem nicht mehr zulassen.

Einen Job konnte Hardy aufgrund seiner psychischen Belastung nicht halten. Bei einer Rente von 120€ lebt er heute von der Grundsicherung. Das Bistum Köln hatte sein Leid zwar anerkannt, den Fall allerdings nicht an die gesetzliche Unfallversicherung weitergeleitet – das wäre die Voraussetzung für eine angemessenere Rente gewesen. Er lebt allein in einem nicht barrierefreien Haus und muss Treppen runterkriechen, um das Haus zu verlassen.

Die Klage gegen das Bistum könnte Hardys Lebensqualität drastisch verbessern – das Mindeste, was die Kirche tun könnte für die Zeit, die ihm noch bleibt. Eine „Wiedergutmachung“ solcher Verbrechen und derer Vertuschung ist natürlich unmöglich.

Der Artikel ist am 30. September erschienen und hat trotz Paywall bereits über 1000 Kommentare auf den verschiedenen Plattformen der Rheinischen Post. Sie könnten den kompletten Bericht mit einem Abo der Zeitung lesen. Eine Warnung: Er ist sehr explizit, um dem Ausmaß der Taten gerecht zu werden.