Missbrauchsverfahren in Nordirland: Fünf Männer erhalten 1,2 Millionen Pfund Schmerzensgeld

In Belfast, Nordirland, hat die Anwaltskanzlei für Menschenrechte Phoenix Law fünf Männern 1,2 Millionen Pfund (1,38 Millionen Euro) im Rahmen eines Rechtsstreits wegen sexuellen Missbrauchs erwirkt.
Die Männer gaben an, zwischen 1972 und 1984 als Schüler am St. Coleman’s College im nordirischen Newry vom Priester und Schulleiter Malachy Finegan gegroomed (Grooming: systematische Anbahnung und Manipulation von Kindern oder Jugendlichen mit dem Ziel, sexuellen Missbrauch vorzubereiten) und später emotional, physisch und sexuell schwer misshandelt worden zu sein. Andere Mitarbeiter und Kleriker seien mitschuldig. Finegan, der 2002 verstarb, wurde nie zur Rechenschaft gezogen; die Klage richtete sich gegen die Diözese Dromore in der Gegend und den Verwaltungsrat der Schule.
Der Kernaspekt der Klage war der Vorwurf, die Kirche wäre über den Missbrauch im Bilde gewesen, habe diesen aber weder an die Behörden gemeldet, noch auf andere Weise zu verhindern versucht. Die Diozöse soll sogar gezahlt haben, um den Täter zu einer sogenannten „psychosexuellen Therapie“ in einer weiteren kirchlichen Organisation zu schicken. Mindestens ein Betroffener gibt an, von Finegan missbraucht worden zu sein, nachdem dieser die Therapie abgeschlossen hatte.
Phoenix Law äußerte sich auf Twitter (X) kritisch zu den Verzögerungen der Verteidigung hinsichtlich der Fähigkeit der Kirche, Entschädigungen zu zahlen. Dies hätte den Betroffenen weiteres Leid zugefügt. Ein anonymer Betroffener wird dort zitiert: „Ich möchte Erzbischof Martin bitten, über seine Behandlung der Betroffenen durch seine juristischen Taktiken nachzudenken. Diese waren in jeder Hinsicht entsetzlich und so weit von dem mitfühlenden Christus entfernt, den er zu vertreten vorgibt, wie Ost und West voneinander entfernt sind.“
Claire McKeegan, Vertreterin der Betroffenen in der Kanzlei erklärt: „Unsere Mandanten haben ein Leben lang unter Malachy Finegan in St. Colmans gelitten, der seine Machtposition und das in ihn gesetzte Vertrauen ausnutzte, um ihnen moralisch zutiefst verwerflichen Missbrauch zuzufügen. Wir würdigen den Mut und die Widerstandsfähigkeit, die unsere Mandanten bei ihrem Kampf um Gerechtigkeit gezeigt haben. Es ist zutiefst bedauerlich, dass der langwierige Rechtsstreit ihr Trauma noch verstärkt hat.“
„Die fehlende Wahrheit hinterlässt eine offene Wunde.“, so der anonyme Betroffene. „Wir wollen, dass Priester für ihre Handlungen und Unterlassungen zur Rechenschaft gezogen werden. Der anhaltende Verdacht, dass Finegan ein Informant war, lässt viele von uns vermuten, dass er dadurch ungestraft Kinder ausbeuten konnte. Wir brauchen die Wahrheit und Antworten.“
Einen früheren Fall, vorgebracht durch ein weiteres mutmaßliches Opfer Finegans, hatte die Diözese Dromore beigelegt.