Nach der Audienz: Hoffnung auf eine Nulltoleranz-Politik mit Papst Leo

Das einstündige Gespräch, welches die internationale Betroffeneninitiative ECA (Ending Clergy Abuse) letzte Woche mit Papst Leo XIV geführt hat, gibt Grund zur Hoffnung.

Bisher hatte noch keine internationale Betroffenenorganisation die Möglichkeit gehabt, ihre Interessen tatsächlich im Vatikan zu vertreten. „Wir haben viele Jahre quasi vor der Tür am Zaun gerüttelt, Vorschläge gemacht oder versucht ins Gespräch zu kommen“, so Matthias Katsch, Mitgründer von ECA und Geschäftsführer von Eckiger Tisch. Papst Franziskus habe sich lediglich „als Seelsorger“ auf das persönliche Leid einzelner Betroffener fokussiert, nicht aber als Oberhaupt der Institution, die sich für dieses Leid verantworten muss.

Papst Leo hingegen zeigte sich im Gespräch interessiert daran, welche Schritte er aus seiner Position heraus unternehmen kann. Die Aktivist*innen wollten ihn mit ihren Forderungen und Vorschlägen dazu bewegen, sich für den Kinderschutz und die Unterstützung von Betroffenen einzusetzen. Ihre Hauptanliegen waren:

– eine Reform des Kirchenrechts,
– leichter Zugang zu Archiven und Akten,
– und eine Nulltoleranz-Politik.

Und was genau beinhaltet Nulltoleranz?

Missbrauchsexperte Pater Hans Zollner erklärt in einem Beitrag des Bayrischen Rundfunks, wie eine solche Politik aussehen würde: Er betont, dass echte Veränderung nur durch Verantwortung, Rechenschaftspflicht und Transparenz erreicht werden kann. Die Kirche müsse Ressourcen bereitstellen, Fachleute zur Aufarbeitung ausbilden und mit Durchgriffsrechten ausstatten. Führungspersonen, die Missbrauch vertuschen oder nicht handeln, müssen bestraft werden. Und vor allem müsse jeder Fall von sexualisierter Gewalt transparent untersucht und konsequent geahndet werden.

Die Vertreter*innen von ECA zeigen sich nach der Audienz optimistisch. Das Gespräch war ein wichtiger Schritt nach vorn – entscheidend wird aber sein, ob daraus konkrete Taten folgen.