Historische Audienz mit Ending Clergy Abuse: Erstmals werden Vertreter*innen einer internationalen Betroffeneninitiative vom Papst empfangen

Ending Clergy Abuse (ECA) ist ein internationaler Zusammenschluss von Menschenrechtler*innen aus 30 Ländern auf sechs Kontinenten, der sich seit 2018 für eine Null-Toleranz-Politik zu Missbrauch in der katholischen Kirche, die Anerkennung des Leids der Betroffenen und angemessene Entschädigungen einsetzt.
Am Montag, den 20.10.25, kamen die Vorstandsmitglieder der Initiative im Vatikan zu einem Gespräch mit Papst Leo XIV zusammen. Damit sind sie die ersten Vertreter*innen einer internationalen Organisation für Betroffene sexuellen Missbrauchs, die von einem Papst empfangen wurden.

Die Einladung folgte, nachdem ECA in einem Brief an den neugewählten Papst um eine Audienz gebeten hatte, um Reformvorschläge mit ihm zu teilen. Zugleich hatte die Initiative dabei ihre Bereitschaft erklärt, gemeinsam daran zu arbeiten, die Kirche sicherer zu machen und Gerechtigkeit für Betroffene zu erreichen. Matthias Katsch, Mitgründer von ECA und Geschäftsführer von Eckiger Tisch e.V., zeigt sich angesichts des offenen Dialogs entschlossen und optimistisch: „Wir kommen voller Hoffnung. Hoffnung auf Gerechtigkeit, Hoffnung auf faire Entschädigung und Hoffnung auf bessere Schutzmaßnahmen für Kinder und schutzbedürftige Erwachsene.“

„Die Kirche hat die moralische Verantwortung, Überlebende zu unterstützen und künftigen Schaden zu verhindern“, erklärt Tim Law, ebenfalls Mitbegründer aus den USA, und stellt klar, dass das Ziel der Aktivist*innen nicht Konfrontation sei, sondern Verantwortlichkeit, Transparenz und die Bereitschaft, gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
Die stellvertretende Vorstandsvorsitzende Janet Aguti aus Uganda betont den Wunsch auf Kooperation: „Wir sind nicht nur gekommen, um unsere Bedenken zu äußern, sondern auch, um zu erkunden, wie wir zusammenarbeiten könnten. Wir glauben, dass Zusammenarbeit möglich und notwendig ist.“ Auch Vorstandsmitglied Sergio Salias aus Argentinien unterstreicht dieses Anliegen und spricht sich dafür aus, „in Partnerschaft“ mit dem Vatikan zu arbeiten.

Das Treffen war ursprünglich nur für 20 Minuten angesetzt, dauerte am Ende aber eine ganze Stunde an. ECA zieht eine positive Bilanz: „Das war ein zutiefst bedeutungsvolles Gespräch“, bewertet Gemma Hickey, Vorsitzende*r aus Kanada, die Audienz. „Es spiegelt ein gemeinsames Engagement für Gerechtigkeit, Heilung und echte Veränderung wider. Wir Betroffenen haben lange um einen Platz am Verhandlungstisch gekämpft, und heute hatten wir das Gefühl, dass man uns zuhört.“
Matthias Katsch äußert sich ein einem Interview mit DOMRADIO ebenfalls positiv. Er glaubt, Papst Leo hätte verstanden, dass es den Aktivist*innen darum geht, gemeinsam Lösungen zu finden. Er hätte ihnen außerdem gesagt, dass es wichtig sei, mit der internationalen Vernetzungsarbeit weiterzumachen. Laut Katsch braucht das längst nicht mehr allmächtige Kirchenoberhaupt nicht nur Verbündete innerhalb, sondern auch außerhalb der Kirche.
Statement von Matthias Katsch zu dem Treffen mit dem Papst: