„Moderne Sklavinnen“: Erster ECA-Gipfel zu Zwangsarbeit und Missbrauch in Opus Dei

Am 16. Dezember hat die Betroffeneninitiative Ending Clergy Abuse (ECA) erstmals in Buenos Aires, Argentinien, einen internationalen Gipfel zu institutionellem Missbrauch, Nötigung und Ausbeutung durch die katholische Personalprälatur Opus Dei veranstaltet. Die Veranstaltung umfasste Konferenzen mit Betroffenen von Zwangsarbeit und sexueller Gewalt in Opus Dei sowie Zeug*innen, Journalist*innen und Anwält*innen. Papst Leo selbst hatte ECA privat dazu ermutigt, die Versammlung einzuberufen.
2021 waren in Argentinien 43 Frauen mit Hilfe der Journalistin Paula Bistagnino mit einer erschreckenden Geschichte von Menschenhandel an die Öffentlichkeit gegangen: Sie berichteten, als Kinder und Jugendliche zwischen 1972 und 2015 von Opus Dei unter dem Vorwand, eine Ausbildung zu erhalten, in die Zwangsarbeit gelockt worden zu sein.
Statt zu lernen, mussten sie bis zu 12 Stunden am Tag für hochgestellte männliche Mitglieder der Organisation kochen und putzen – ohne Bezahlung und ohne die Möglichkeit, die Hauptquartiere zu verlassen. Pedro Salinas, Anwalt und Direktor von ECA, bezeichnet die Frauen als „eine Art moderner Sklavinnen“.
„Ich wurde jahrelang zwischen Paraguay und Argentinien hin- und hergeschickt, ohne Ausweispapiere und als Minderjährige, obwohl ich immer wieder sagte, dass ich gehen wollte. Es dauerte vier Jahre, bis sie mich gehen ließen“, berichtet Visitación Villa Mayor, eine der 43 Frauen.
Die Schilderungen der Betroffenen zeichnen ein Bild extremer Kontrolle: Briefe wurden zensiert, Familienbesuche unterbunden und das Lesen nicht-religiöser Bücher verboten.
„Eine Freundin kam mich besuchen und mir wurde klar, dass sie frei war. Sie hatte einen Schlüssel für ihren Arbeitsplatz, für ihre Wohnung, sie bekam ein Gehalt, sie konnte tanzen gehen, fernsehen, Musik hören. Mir wurde klar, dass ich gefangen war.“, so Villa Mayor.
Frauen, denen die Flucht gelang, standen danach ohne Geld, Kleidung oder Qualifikationen da.
Laut Sebastían Sal, dem Anwalt der Betroffenen, beutet Opus Dei bis heute junge Mädchen und Frauen aus sehr armen Familien in ländlichen Gebieten aus. Und nicht nur Argentinien ist betroffen: Nachdem der Fall öffentlich wurde, meldeten sich weitere Personen mit ähnlichen Geschichten aus über 70 Ländern, darunter Mexiko, Peru, Chile, Spanien, Italien und Polen.
ECA beschreibt das Event als nur einen von vielen Meilensteinen in einem längeren globalen Prozess: Das Zusammenbringen von Betroffenen und Expert*innen soll zeigen, dass es sich bei den besprochenen Themen nicht um lokale oder vereinzelte Probleme handelt, sondern um ein größeres, grenzüberschreitendes Muster, das entsprechende internationale Maßnahmen erfordert.
Der Gipfel wurde für Zuschauer*innen online aufgenommen: