Eckiger Tisch stellt mit der Karte über die Orte des Missbrauchs mehr Sichtbarkeit von Betroffenen her
Heute haben wir die Karte über die Orte des Missbrauchs veröffentlicht, um Betroffenen von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche mehr Sichtbarkeit und Vernetzung zu ermöglichen.
Durch die Veröffentlichung der Karte über die Orte des Missbrauchs unterstützt Eckiger Tisch erneut die Sichtbarkeit der Betroffenen. Diese Karte dient dazu, die Orte des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche sichtbarer zu machen und Betroffenen dadurch die Möglichkeit zu geben, sich mit weiteren Betroffenen desselben Ortes zu vernetzen.
In Forschungsprojekten wie der MHG-Studie, wurden zwar 1670 Täter identifiziert, aber da diese Untersuchung anonymisiert durchgeführt wurde, erfuhren sowohl die Forschenden als auch die Öffentlichkeit und weitere Betroffene nicht die Namen dieser Täter. Darüber hinaus blieb das wahrscheinlich größere Dunkelfeld auch in diesem großen und umfangreichen Forschungsprojekt unbeleuchtet. Dadurch ist für viele Betroffene nicht klar, ob es weitere Betroffene am gleichen Ort oder durch denselben Täter gibt.
„Für die persönliche Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte ist es für Betroffene entscheidend, dass ihr „Fall“ nicht im Dunkeln bleibt. Die Einordnung des Geschehens in die eigene Biografie braucht das Wissen über die Tatkontexte und Strukturen. Eine der häufigsten Fragen, die uns in der Beratung gestellt wird: Kennt ihr andere Opfer meines Täters. Die Offenlegung der Tatkontexte ist daher unbedingt notwendig. Dazu soll diese Karte beitragen.“, so Matthias Katsch, Sprecher und Geschäftsführer von Eckiger Tisch.
Zusätzlich ist diese Klarheit auch für die betroffenen Gemeinden und Einrichtungen für die Auseinandersetzung mit der eigenen institutionellen Gewaltgeschichte wichtig. Erst das Wissen um oft jahrzehntelang geschützte Täter in den eigenen institutionellen Reihen ermöglicht eine ehrliche Auseinandersetzung und Aufarbeitung.
Diejenigen, die ein berechtigtes Interesse an dem Wissen über die Tatkontexte haben, sollen dies erfahren können und dazu möchte Eckiger Tisch mit dieser Karte der Orte des Missbrauchs beitragen.
Die Karte über die Orte des Missbrauchs enthält eine Kartenansicht mit den bei uns gemeldeten sexualisierten Gewaltfällen in Ordenskontexten und in Bistümern. Bisher wurden bereits hunderte Fälle bei uns gemeldet, die nach und nach auf dieser Karte veröffentlicht werden. Zusätzlich können Betroffene auch die Tatorte nach Bistümern oder Ordern filtern oder direkt nach bestimmten Orten suchen. Damit ermöglicht die Karte Betroffenen sich einfach zugänglich informieren zu können, ob es weitere Opfer von sexualisierter Gewalt an ihrem Ort gibt.
Zunächst sind auf der Karte zu einzelnen Fällen Namen der Einrichtungen, Zuordnung der Einrichtungen und Zuordnung zu Orden oder Bistümern zu sehen. Da es sich um ein fortlaufendes Projekt handelt, werden in der nächsten Zeit die Fallangaben um weitere Hinweise erweitert und nach und nach ergänzt. Bei uns sind bereits hunderte Meldungen eingegangen, die wir in nächster Zeit auf dieser Karte veröffentlichen werden.
Ab sofort können sich Betroffene über unser Meldeformular bei uns melden und ihren eigenen Fall an uns übermitteln, damit dieser als Tatort auf der Karte hinzugefügt werden kann. Dadurch sollen immer mehr Tatorte sichtbar werden.