Eckiger Tisch auf Internationaler Konferenz zum Missbrauch in der katholischen Kirche in Grenoble und Lyon

Unter den Mottos „Anerkennung und Wiedergutmachung!“ und „Gerechtigkeit muss hergestellt werden!“ fand am 10. Und 11. Oktober in Grenoble und Lyon, Frankreich, der 9. Kongress der Internationalen Vereinigung der Freidenker statt. Die Hauptanliegen waren das Brechen des Schweigens über den Missbrauch in der katholischen Kirche, Entschädigungszahlungen an Betroffene und die internationale Vernetzung von Betroffenenorganisationen. Auch Eckiger Tisch e.V. war dabei, vertreten durch Geschäftsführer Matthias Katsch.

Ursprünglich sollte die Veranstaltung ausschließlich in Lyon stattfinden – dort hatte viele Jahre lang Phil­ip­pe Barbarin gewirkt, ein Kardinal, der zunächst wegen Vertuschung von Missbrauchsfällen verurteilt, danach aber freigesprochen wurde. Da der Fall Barbarin ein wichtiger Aufhänger der Tagung war, schien die Stadt eine treffende Wahl. Die katholische Kirche zählt allerdings zu den größten Grund- und Immobilienbesitzern der Stadt, weshalb es sich am Ende als schwierig erwies, dort passende Räumlichkeiten zu finden. So wich der Kongress zum Großteil auf Grenoble aus, wo der grüne Bürgermeister das Rathaus für die Veranstaltung zur Verfügung stellte.

Bisher sind französische Betroffenenorganisationen international kaum sichtbar gewesen; möglicherweise wegen der Sprachbarriere. Daher war die Konferenz ein wichtiger Schritt in der internationalen Vernetzungsarbeit, die unter anderem bereits von Organisationen wie Ending Clergy Abuse (ECA) geleistet wird.

Es besteht noch immer die Notwendigkeit, Betroffene sexuellen Missbrauchs im kirchlichen Kontext aus der Zivilgesellschaft heraus zu unterstützen. Betroffene dürfen im Kampf für Anerkennung und ausgleichende Gerechtigkeit in Form von Entschädigungszahlungen nicht alleingelassen werden. Das gilt in Deutschland sowie in Frankreich. Betroffenenorganisationen wie Eckiger Tisch e.V. können andere Initiativen und Personen im Ausland mit ihrer Erfahrung unterstützen und können selbst von Verbündeten profitieren.

Ein Problem von internationalem Ausmaß verlangt auch internationale Herangehensweisen; eine europa- und weltweite Vernetzung ist also essenziell für die Missbrauchsaufarbeitung.