Dissens-Institut: Aufruf zu Interviews mit Betroffenen und Zeitzeugen sexuellen Missbrauchs in der Ordensgemeinschaft der Benediktiner Kornelimünster

Das Dissens-Institut ruft Betroffene und Zeitzeugen sexuellen Missbrauchs im Verantwortungsbereich der Ordensgemeinschaft der Benediktiner Kornelimünster dazu auf, an vertraulichen Interviews für eine Aufarbeitungsstudie teilzunehmen.

Die Ordensgemeinschaft hat sich dazu entschlossen, Verantwortung zu übernehmen und sich dem Aufarbeitungsprozess zu stellen, der nach eigener Aussage schon seit dem Aufkommen erster Missbrauchshinweise 2010 überfällig ist. Dissens, ein Forschungsinstitut, das seit 2020 Aufarbeitungsstudien durchführt, soll hier als unabhängige Instanz agieren.

Im Rahmen der wissenschaftlichen Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt und Misshandlung auf der 1948 bis 1988 betriebene Internatsschule St. Benedikt sowie in weiteren Tätigkeitsfeldern von Ordensmitgliedern hat Dissens bereits Akten und Medienberichte analysiert. Da das Institut stets einen partizipativen Ansatz verfolgt, sollen im nächsten Schritt der Studie vertrauliche Interviews mit Betroffenen und Zeitzeugen, gegebenfalls auch Tätern, durchgeführt werden.

Dies soll einen Überblick über das Ausmaß und die Auswirkungen der Übergriffe verschaffen, Tatkontexte und -konstellationen klären und die Anzahl Betroffener und Täter aufdecken. Auch will Dissens herausfinden, wie mit Betroffenen und Tätern umgegangen wurde, welche Faktoren den Missbrauch begünstigt und die Aufdeckung erschwert haben und was für Betroffene und Prävention getan wurde.

Ziel der Studie ist die Anerkennung des Unrechts und Leid, welches die Betroffenen erfahren haben, die Beteiligung am Aufarbeitungsprozess sicherzustellen, Prävention zu fördern und klare Empfehlungen zum Abbau missbräuchlicher Machtstrukturen zu formulieren.

Die Durchführung der Studie wird durch eine Begleitgruppe unterstützt: Diese besteht aus Mitgliedern der Betroffenenvertretung, Mitgliedern des Ausschusses für unabhängige Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bereich von Ordenschaften (AUAO), externen Wissenschaftler*innen sowie Mitarbeitenden von Dissenz. Ihre Aufgabe ist es, den partizipativen Charakter der Aufarbeitung stärken, den Prozess kritisch zu begleiten und die Durchführung zu realisieren; beispielsweise durch Zugang zu Interviewpartner*innen und Dokumenten.

Sollten Sie selbst zu den beschriebenen Betroffenen oder Zeitzeugen gehören, melden Sie sich bitte per E-Mail bei tabea.koepp@dissens.de oder malte.taeubrich@dissens.de . Bitte teilen Sie auch gerne den Aufruf, um mehr Personen zu erreichen.