Betroffenenperspektive in der Historischen Forschung: Eckiger Tisch bei den 7. Schweizer Geschichtstagen
Im Rahmen der 7. Schweizer Geschichtstage an der Universität Luzern nahm Matthias Katsch, Geschäftsführer und Sprecher von Eckiger Tisch, vergangene Woche an einem Podium zum Thema „Historische Forschung mit Betroffenen? Erfahrungen, Ergebnisse, Positionen“ teil. Der Kongress, organisiert von der Schweizerischen Gesellschaft für Geschichte (SGG), zählt zu den größten Symposien seiner Art in Europa und bringt alle drei Jahre Hunderte Historiker*innen aus dem In- und Ausland zusammen.
Das Podium widmete sich der Frage, welche Rolle Betroffene in der historischen Forschung spielen können – und sollen. In verschiedenen Forschungsfeldern, darunter die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im kirchlichen Kontext, die Verfolgung der Jenischen oder die Diskriminierung homosexueller Soldaten in der Schweizer Armee, wächst das Bewusstsein dafür, dass die Perspektiven und Erfahrungen der Betroffenen nicht nur ergänzend, sondern essentiell für eine umfassende historische Aufarbeitung sind.
Matthias Katsch brachte die Sichtweise der Betroffenenorganisation Eckiger Tisch ein, die sich seit Jahren für die Anerkennung, Aufarbeitung und Prävention sexualisierter Gewalt im katholischen Kontext engagiert. Basierend auf den Forschungsprojekten der letzten Jahre berichtete Matthias Katsch über die Rolle von Betroffenen und Zeitzeug*innen in Forschungsprojekten zu sexuellem Missbrauch im kirchlichen Kontext. Zudem erläuterte er die Bedeutung von Forschungsprojekten aus seiner Perspektive als Betroffener.
Neben Matthias Katsch diskutierten Lena Haase (Universität Trier, Projekt zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im Bistum Trier), Philipp Hofstetter (Universität Bern) und Uschi Waser (Stiftung Naschet Jenische) über ihre jeweiligen Erfahrungen und Positionen. Die Moderation übernahmen Lucas Federer und Magda Kaspar von der Universität Zürich.
Die Teilnahme von Eckiger Tisch an diesem Podium unterstreicht, wie wichtig es ist, dass Betroffene als Expert*innen in eigener Sache auch im wissenschaftlichen Diskurs Gehör finden. Nur so kann historische Aufarbeitung nicht nur faktenbasiert, sondern auch gerecht und menschlich gestaltet werden. Zusätzlich waren die Schweizer Geschichtstage ein Austauschort und die Möglichkeit zur Vernetzung verschiedenster Historiker*innen, Betroffenen und Betroffeneninitiativen.

Podiumsdiskussion: „Historische Forschung mit Betroffenen? Erfahrungen, Ergebnisse, Positionen

v.l.n.r.: Matthias Katsch (Eckiger Tisch) und Vreni Peterer (Präsidenten der Schweizer Betroffenenorganisation)