Notorischer Missbrauchstäter gestorben
Peter Riedel, dessen Taten ab 2010 den Ausgangspunkt des katholischen Missbrauchsskandals in Deutschland bildeten, ist bereits am 9. Juni in Berlin gestorben. Er wurde 84 Jahre alt.
Riedel war einer der beiden Serientäter, die in den 70er Jahren und frühen 80er Jahren dutzende Schüler des Berliner Canisius Kollegs missbraucht hatte. Im Laufe seiner jahrezehntelangen „Täterkarriere“ hat er sicher einer dreistelligen Zahl von Menschen sexualisierte Gewalt angetan. Kleine Jungen, später auch Mädchen, junge Frauen wurden seine Opfer. Seine Verbrechen reichten von schwerer sexueller Nötigung bis zur Vergewaltigung. Strafrechtlich wurde er nie belangt.
Als Mitglied des Jesuitenordens führte sein Weg vom Berliner Canisius-Kolleg über Pfarreien in Göttingen, Hildesheim, und Hannover mit Abstechern bis nach Lateinamerika. Auch in Mexiko, Chile und Bolivien fand er seine Opfer. Während er besonders in den Anfangsjahren seine sexuellen Interessen noch notdürftig hinter religiösen Praktiken wie der Beichte verbarg, wurde er über die Jahre immer direkter und skrupelloser in seinem Vorgehen. Er war selbst Schüler des Jesuitengymnasiums im Berliner Tiergarten gewesen und nach dem Abitur dem Orden beigetreten.
Der Jesuitenorden und das Bistum Hildesheim haben ihn jahrzehntelang gedeckt und vor den Folgen seiner Verbrechen geschützt. Erst mit der Aufdeckung der sexuellen Gewalt durch eine Gruppe von Betroffenen Anfang 2010 und dem Brief, den der damalige Rektor der Schule an rund ehemalige 600 ehemalige Schüler des Kollegs schickte, wurde seinem Treiben ein Ende gesetzt.
Wiederum auf den Druck von Mitgliedern der zwischenzeitlich entstandenen Initiative Eckiger Tisch wurde Riedel schließlich in einem kirchenrechtliches Verfahren verurteilt und aus dem Priesterstand entlassen.
Mehr zu P. Riedel finden Sie hier in der Dokumentation, die nach dem ersten eckigen Tisch im Mai 2010 herausgegeben wurde.
Seit dem sind zahlreiche weitere Einzelheiten über die Taten von Riedel insbesondere im Bistum Hildesheim und in Lateinamerika bekannt geworden und teilweise in Dokumentarfilmen eingeflossen. Auch diverse Untersuchungsberichte hatten sich damit beschäftigt.


