Stellungnahme zur Erklärung von Robert Zollitsch

Die Erklärung von Robert Zollitsch stellt eine unumwundene persönliche Verantwortungsübernahme dar. Das ist in dieser Klarheit selten bei Amtsträgern der Kirche und daher bemerkenswert. Denn: Obwohl in der monarchisch verfassten Kirche alle wichtigen Entscheidungen bei den Bischöfen und den in ihrem Auftrag tätigen Mitarbeitern (zumeist ebenfalls Männern) im Ordinariat liegen, ist immer wieder zu beobachten, wie sich Bischöfe hinter Nicht-Wissen und Nicht-Befassung verschanzen. Geradezu in notorischer Weise gilt dies für Köln.

Dabei geht es eben nicht nur um die allgemein politische Verantwortung für den Umgang mit Priestern, die Verbrechen des sexuellen Kindesmissbrauchs begangen haben, sondern es geht vielmehr um sehr persönliche Entscheidungen, die von Amtsträgern getroffen oder vermieden wurden.

Bemerkenswert ist weiterhin, dass Alt-Erzbischof Zollitsch auch auf den Systemcharakter von sexueller Gewalt in der Kirche hinweist, ohne den Hinweis auf dieses System als Entschuldigung oder mildernden Umstand zu nutzen. Spätestens als Bischof war Zollitsch in der Position, diesen Umgang mit Tätern und Opfern von oben her zu verändern. Er ist in dieses System hineingewachsen, er hat es nicht geschaffen. Der Umgang der katholischen Kirche weltweit mit Priestern, die Kinder missbrauchen, hatte und hat vielfach noch immer den Charakter eines systematischen Täterschutzprogramms bei gleichzeitiger Opfervergessenheit.

Entscheidend ist aber, dass er diesen starken Worten auch Taten folgen lässt. Zollitsch ist jetzt in der Verantwortung, bei der Aufklärung konkreter Vorgänge rund muss Missbrauchsverbrechen in seinem Bistum zu helfen, ohne Rücksichtnahme auf sich oder auf andere. Insofern warten wir mit Spannung auf den angekündigten und gerade erst wieder verschobenen Bericht über den Stand der Arbeit der Kommission unter Leitung von Professor Magnus Striet.

Hinweis: Die Erklärung von Robert Zollitsch (früherer Bischof von Freiburg) kann man hier im Original lesen und hören.