Neue Leitlinien zum Missbrauch: „Ein grosser Wurf“ sieht anders aus

DBKEin großer Wurf war angekündigt, heraus kam eine Selbstverständlichkeit. Künftig sollen alle Bistümer sich daran halten, bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch die staatlichen Behörden einzuschalten, anstatt in Eigenregie Ermittlungen und Verfahren zu führen. So weit waren die bayerischen Bischöfe schon im Frühjahr.

Auch an institutionellen Konsequenzen findet sich wenig wirklich Neues  in den “verschärften” Leitlinien. Die kirchlichen Beauftragten für Missbrauch sollen nun nicht mehr der Bistumsleitung angehören. Niedrigschwellige Angebote sehen anders aus, man könnte zum Beispiel externe, unabhängige Ombudsmänner und -frauen beauftra- gen. Aber irgendwie soll die Öffentlichkeit dann doch nicht zu sehr in die Parallelgesellschaft “Katholische Kirche” rein gucken.

So wenig erhellend die Leitlinien, so enttäuschend das Statement zur Frage „Hilfe und finanzielle Genugtuung für die Opfer“. Immer noch gibt es keine eigenen Ideen und Vorschläge der Bischöfe, wie mit Hunderten von Missbrauchsopfern und ihren Angehörigen umgegan- gen werden soll. Wie stellt man sich unbürokratische Unterstützung vor? Wie sollte die finanzielle Entschädigung aussehen?

Nachdem die Ausrede mit den Sportvereinen nicht mehr so richtig zieht, schiebt man jetzt die Heimkinder vor. Weil man die ja seit Jahren im Regen stehen lässt, könne man ja jetzt nicht einfach schnell die Missbrauchsopfer an den Schulen entschädigen. Das wäre ja irgendwie ungerecht. Genau. Wie sieht’s denn mit der Verantwortung der Kirchen für die Opfer ihrer “Heimerziehung” aus? Bei dem Thema versagen die beiden großen Konfessionen ja seit Jahren in trauter ökumenischer Zweisamkeit.

Vertagen, verschieben und vertrösten – wie lange noch?