Missbrauchsbeauftragter kündigt Rückzug an
In einer kurzen Pressemitteilung hat der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung Johann-Wilhelm Rörig angekündigt, nach der nächsten Bundestagswahl nicht mehr für das Amt zur Verfügung zu stehen. Dazu hat der Eckige Tisch folgende Erklärung veröffentlicht und seine Arbeit gewürdigt:
Johann-Wilhelm Rörig ist in den vergangenen neun Jahren ein wichtiger Akteur im Kampf gegen sexuellen Missbrauch gewesen.
Es ist sein Verdienst, dass das Amt eines Missbrauchsbeauftragten mit einem Betroffenenrat dauerhaft verankert wurde. Er hat bedeutenden Anteil daran, dass die Aufarbeitung sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche vorangekommen ist. Geschickt hat er dazu die notwendigen Strukturen auch gegen mancherlei Widerstand aufgebaut. In seinem Engagement stützte er sich dabei von Anfang an auf die Expertise von Betroffenen. Ihnen hat er Räume eröffnet und Bühnen gebaut, damit Betroffene sichtbarer werden in unserer Gesellschaft.
Mit dem UBSKM-Amt verfügt Deutschland heute auf nationaler Ebene über eine wichtige Schaltstelle, um die dringend notwendige gesellschaftliche Auseinandersetzung mit sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche weiterzuführen und die Hilfe und Unterstützung für Betroffene zu verbessern.
J.-W. Rörig ist ein Langstreckenläufer. Mit langem Atem hat er sich gegen die verbreitete Unlust in Gesellschaft und Politik gestemmt, den Kampf gegen sexuellen Kindesmissbrauch als zentrale gesellschaftliche Aufgabe anzunehmen. Das „Risiko einer Kindheit in Deutschland“ (Rörig ), Opfer von sexueller Gewalt zu werden und mit den Folgen allein gelassen zu werden, ist unverändert hoch, wie Rörig immer wieder öffentlich beklagt hat.
Die Instrumente, um dieses Risiko zu senken und diese Gewaltform irgendwann zu überwinden, hat er mit geschaffen. Dafür danke ich ihm auch ganz persönlich. Für die neuen Herausforderungen, die er in Angriff nehmen will, wünschen wir ihm als Betroffeneninitiative Eckiger Tisch alles Gute.
Matthias Katsch, Geschäftsführer und Sprecher Eckiger Tisch, 4. Dezember 2020