Mir wurde etwas weggenommen

Zu aller erst, ein aufrichtiges Danke für Ihren Mut, dieses Verbrechen an Kindern angesprochen zu haben und Ihren unermüdlichen Einsatz, die dafür Mit-Verantwortlichen anzuhalten, ihre Verantwortung einzugestehen und zu tragen.

Warum schreibe ich Ihnen, als Betroffener:

Oft lese ich von „Wunden“, die mir zugefügt wurden und deren Narben noch nicht verheilt sind.

Narben??? Im „best case“ ein kosmetisches Problem.

…. Als mir mit über 60 Jahren bewußt wurde, was mir als 10jährigen widerfahren ist, kam es mir nicht vor, wie eine nicht oder schlecht verheilte Narbe.

Nein!!

Mir wurde bewußt: Mir wurde etwas weggenommen.   

Mir wurde etwas „ohne Erlaubnis entfernt“. 

Mir wurde ein, für mein Leben wichtiges, für manch eine/n anderen Überlebens notwendiges „Lebenselement“ geraubt.

Ohne dieses bin ich durch mein Leben gestolpert, ohne zu wissen, welches „Lebenselement“ mir “amputiert“ wurde.

Und das, was diese Verbrecher mir genommen haben, daran haben diese sich bereichert.

( Mein damaliger Präfekt wurde 2014 als 80jähriger für sein Wirken geehrt. Konnte also über 50 Jahre, trotz oder wegen dem mir geraubten “Lebensgut“ sich profilieren und für seine Kirche Umsätze generieren.)

Was ist aus denen geworden, denen die „Überlebensnotwendigen Elemente“ geraubt wurden? Die haben sich das Leben genommen.

Was wäre aus denen geworden, denen „lebenswichtigen Elemente“ geraubt wurden, wenn sie nicht beraubt geworden wären?

wissen wir nicht.

Was will ich sagen:

An einer Narbe wird man wohl kaum sterben. An einem „Überlebensnotwendigen Mangel“ sehr wohl.

Und darauf hin zu weisen, das die dafür Mitverantwortlichen, das zurückgeben, was sie sich unberechtigterweise angeeignet und bereichert haben.

Und: Ich habe keinen kosmetischen Schaden erlitten.

Mir wurde für mein ganzes danach gelebtes Leben ein lebensbestimmendes Element geraubt. Mein Leben ist vergleichbar mit einer Brücke, an der tragende Säulen entfernt wurden und ich täglich mich aufs neue, trotz Höhenangst und Schwindel, immer wieder mit enormer Kraft davon überzeugen muss, darüber zu gehen ohne mich von ihr zu stürzen.

Ich bedanke mich bei Ihnen, mich gehört zu haben.

Ich freue mich, wenn Sie meine Gedanken vielleicht mit in Ihr Handeln einbringen werden.