Erinnerungen AKO

Eine Wanderung in der Toscana

Drei Gründe sind es, derentwegen ich mich gerne auf eine Wanderstudienreise begebe.
Man gewinnt ein eigenes Zeit- und Raumgefühl, wenn man sich zu Fuß einer Sehenswürdigkeit nähert.
Man tut etwas für seine körperliche Konstitution.
Und, last but not least, man lernt in aller Regel neue und mit etwas Glück sogar interessante Leute kennen.

Auf einer solchen Wanderstudienreise in der südlichen Toscana ging ich ein Stück des Weges mit einer jungen Frau, so um die dreißig Jahre alt.
Wir kamen ins Gespräch, und sie berichtete mir, zu Hause wandere sie im Kottenforst. Ah, sagte ich, zwischen Bonn und Bad Godesberg. Sie war recht erstaunt, woher ich denn den Kottenforst kenne, der sei ja nun nicht so groß. Ja, ich sei als Kind in dieser Gegend sechs Jahre zur Schule gegangen. Wo denn? Auf das Aloisius-Kolleg in Bad Godesberg als Internatsschüler.
Abruptes Stehenbleiben, Schrecksekunde. Und dann, bevor der Kontrollmechanismus einer höflichen Konversation die Chance hatte, wieder einzurasten:

„ Mein Gott, haben Sie das ohne Therapie überstanden?“

Copyright by Robert Knickenberg, Frankfurt 2003

Robert Knickenburg hat dem Eckigen Tisch zwei Texte zur Verfügung gestellt, die wir hier gerne veröffentlichen. Admajora ist ein Bericht zu den Missbrauchsvorfällen am AKO in den 50er Jahren, den er bereits 1999 verfasst hat. In einem zweiten Text nimmt er Stellung zu den vielen Reaktionen, die ihn auf sein Fernsehinterview beim HR in dem Beitrag „Die Katholische Kirche und der Mißbrauch der Moral“ hin erreicht haben.

Robert Knickenburg steht für Rückfragen gerne zur Verfügung.