Emotion und Perspektive – Der Eckige Tisch am 29. Mai in Berlin
Am gestrigen Eckigen Tisch haben Betroffene aus vier Jesuitenschulen in Deutschland ihre Erlebnisse exemplarisch den Vertretern des Jesuitenordens ins Gesicht gesagt. Dieser aufwühlende und berührende Anfang mündete in eine deutlich geführte Diskussion über die Forderungen, die wir an den Orden stellen. Die Forderungen und Erwartungen der Teilnehmer wurden den anwesenden Jesuiten übergeben und eine baldige Beantwortung zugesagt.
Text: Forderungen und Erwartungen der Teilnehmer
Auch wenn inhaltlich vieles nicht geklärt werden konnte und es in wichtigen Fragen wie der Form der Genugtuung weiterhin Dissenz gibt, hat die Konfrontation, die sich in der Sitzordnung ausdrückte, auch Ansätze zur Verständigung gezeigt. Gestern galt unser Blick sehr stark dem Erlebnissen von Betroffenen. Dies war gut und notwendig. Viele andere Fragen konnten nur gestreift werden und bleiben einer weiteren Diskussion vorbehalten. Dazu gehörte etwa auch die Fragen nach der Rolle der katholischen Sexualmoral und den strukturellen Ursachen des Missbrauchs.
Eine Fortsetzung des Gesprächs am Eckigen Tisch im September, möglichst vor der nächsten Sitzung des sog. „Runden Tisches“ der Bundesregierung, an dem der Vertreter des Jesuitenordens teilnimmt, nicht aber Vertreter der Betroffenen, erscheint möglich und sinnvoll. Bis dahin müssen aber die Aufklärungsprozesse an den Schulen vorangetrieben, konkrete Hilfsangebote angeschoben und konkrete Aussagen zu den Forderungen nach finanzieller Genugtuung auf dem Tisch gelegt werden.
Jetzt erwarten wir den Nach-Ermittlungsbericht von Frau Fischer. Dieser Bericht, der bis Ende Juni vorliegen soll, wird seinen Blick auf die Haupttäter am Canisius-Kolleg richten. Weitere Untersuchungen durch unabhängige Ermittler soll es für das Kolleg St. Blasien und das Bonner Aloisius-Kolleg geben. Weiter kamen wir mit den Jesuiten überein, dass es für die St. Ansgar Schule einen Brief an die potentiell Betroffenen Schüler der 70er und 80er Jahre geben soll, analog zum Vorgehen in Berlin
Dafür dass sich die Verantwortlichen des Ordens der Diskussion in dieser Form gestellt haben, gilt Ihnen unser Respekt. Die Organisatoren möchten allen danken, die diese Veranstaltung in dieser Form möglich gemacht haben. Insbesondere gilt dieser Dank unseren hervorragenden Moderatoren, die ehrenamtlich Ihre Expertise eingebracht haben: Andrea Fischer, Susanne Burghardt-Plewig und Jürgen Lemke. Sie haben sich in kurzer Zeit durch einen Berg von Dokumenten gearbeitet, um kompetent das Gespräch zu führen und uns wichtige Impulse zu geben. Wir freuen uns auf die uns angebotenen Feedback-Berichte von Frau Burghardt-Plewig und Herrn Lemke.
Dank gilt auch dem Tagungszentrum „Centre Monbijou“ der Bank für Sozialwirtschaft, die uns ihren hervorragenden Tagungsort an einem Samstag zur Verfügung gestellt hat, so dass wir uns ungestört treffen konnten. Wir danken auch den Medienvertretern, die die Einschränkungen, die sich aus unserem Wunsch nach Privatheit für ihre Berichterstattung über dieses außerordentliche Zusammentreffen ergaben, respektiert haben. Ein großes Danke auch an die Unterstützer und Gäste, die uns Halt gegeben haben an diesem schweren Tag. Schließlich können wir als Organisatoren vom Eckigen Tisch uns allen gratulieren, für dieses beeindruckende Beispiel von Teamgeist, freundschaftlicher Verbundenheit und Zusammenarbeit vor und während der Veranstaltung.