Ehrung für den Täter – Missachtung für die Opfer

Der Haupt-Missbrauchstäter am Bonner Aloisiuskolleg Ludger Stüper verstirbt und wird beerdigt. Leider ohne sich für sein Handeln vor einer weltlichen Instanz rechtfertigen zu müssen. Der Gottesdienst zu seiner Beerdigung wird von acht Geistlichen gemeinsam zelebriert. Darunter der amtierende Rektor des Aloisiuskollegs und sein Vorgänger.

Beide Herren weichen seit Monaten dem direkten Kontakt mit den Opfern konsequent aus. Rektor Ulrich Rabe SJ erschien nicht nur nicht am Eckigen Tisch, er antwortet nicht mal auf die Einladung. Auch sein Provinzial konnte ihn anscheinend nicht zum Kommen bewegen. Theo Schneider, Rektor bis zum Februar, war einer Einladung an den Eckigen Tisch in Bonn im Juni nicht gefolgt mit der Begründung, in der fraglichen Zeit Nachhilfeunterricht an dem Kolleg geben zu müssen, das er verlassen mußte, weil er im Verdacht steht, jahrelang die Umtriebe von Stüper gedeckt zu haben.

Nickligkeiten? De mortuis nisi bene? Für die Betroffenen, die sehr sensibel auf Zeichen und Zwischentöne reagieren, sind solch klare Signale der Solidarität mit einem Täter, über den Tod hinaus, schwer zu ertragen – zumal wenn sie mit Missachtung der Opfer gepaart sind. Dass die Teilnahme der beiden Nachfolger als Rektoren an der Beerdigung von Stüper keineswegs nur der christliche Nächstenliebe mit einem Sünder geschuldet war, zeigt ein Abschnitt aus der Totenrede, die Rektor Rabe hielt:

“In den letzten Jahren ist aber auch Schatten auf seine Person gefallen. Mit Erschrecken hat er zur Kenntnis genommen, dass sein früheres Fotografieren in manchen Dingen unangebracht war. Er hat zur Kenntnis genommen, dass man jugendliche Seelen auch durch solches unbedachtes Tun verletzten kann Er hat sich bei einigen Betroffenen entschuldigt. Er hat einen Brief an den Provinzial geschrieben, wo er das auch nochmal dargelegt hat und versichert hat, dass er zu keiner Zeit weitergreifende Übergriffe vollzogen hat. Es hat ihn bedrückt. Er hat darunter gelitten, weil Vergebung ihm letztlich nicht genügend gegeben worden ist.”

Keine Einsicht, sondern Relativierung und Verharmlosung, spricht aus diesen Sätzen. Ein weiterer Zelebrant dieser Beerdigung 1. Klasse, war der als Fernsehpfarrer bekannte Monsignore Stephan Wahl aus Trier. Wahl gilt als Kommunikationsstratege des dortigen Bischofs Ackermann, jetzt auch Missbrauchsbeauftragter der deutschen Bischöfe.

Welche Botschaft sollte da ans Ako gesendet werden? Wie sollen das Betroffene verstehen?

Opfer von Stüper haben jetzt reagiert und einen Offenen Brief verfasst, in dem sie die Teilnahme von Wahl hinterfragen und seine Abberufung vom Bildschirm verlangen.
Hier der Text: Offener Brief_Wort zum Sonntag