Don-Bosco-Heim in Wannsee (Berlin)

Das ganze triggert mich ganz schön und ich nahm es zum Anlass, den folgenden Text an den Orden zu schicken:

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit diesem Schreiben möchte ich mich wieder in Erinnerung bringen.

Sie fragen sich vielleicht sich, wieso jetzt und warum? Falls Sie wirklich sich diese Frage stellen, kann ich damit antworten, das mit der Veröffentlichung der MHG-Studie bei der Bischofskonferenz und dessen mediale Verbreitung, sowie die thematischen Talkshows, in mir verborgene Bilder und Emotionen an die Oberfläche triggerten.

Kurz zur Studie: Ein richtiger Schritt, jedoch kommt in mir der Verdacht auf, das Aufgrund des untersuchten Zeitraumes und der Betroffenenzahl, etwas nicht stimmen kann. Es wurde ja benannt, dass sich einige Orden nicht beteiligt haben, Akten verschwunden sind, gefälscht wurden. Diese Studie dann unter dem Titel einer Aufarbeitung zu stellen, erscheint mir dann doch fragwürdig. Bei der Talkshow „Maischberger“ fiel ein Satz in der Runde, die alle mit Wohlwollen quotierten: „Das ganze Leben ist entgleist durch den Missbrauch. Warum ist die Kirche nicht in der Lage, eine großzügige Entschädigung anzubieten?“

Mein Antrag auf Leistungen in Anerkennung des Leids (vom März 2011) wurde von Ihrer Seite mit einer freiwilligen Leistung von 5000 Euro entsprochen.  Meine Welt bestand aus Flipper, Lassie, Emil und die Detektive, als ich 1974, kurz vor dem 10 Lebensjahr stehend, in das ehem. Don-Bosco-Heim, Berlin Wannsee, kam.Der dreimalige Missbrauch durch einen Pater (der Name ist Ihnen bekannt) zerbrach mein Urvertrauen, der anschließende weitere Missbrauch durch einen älteren Jungen, in der Gruppe, war die Konsequenz, die durch den Missbrauch des Paters geschehen konnte, da ich stark traumatisiert war. Wie ich schon damals schrieb, „Ich kam in das Heim als ein Kind, welches verträumt und noch voller Vertrauen und Erwartungen auf die Welt war. Heraus kam, vier Jahre später, ein gebrochener und depressiver Teenager, der nur noch sterben wollte“.

Die Geschehnisse warfen Schatten auf mein Leben und begleiten mich bis heute, durch Depressionen, Flashbacks (PTBS), der Unfähigkeit Beziehungen einzugehen und einer nicht konstanten beruflichen Biografie, die 2014 mit einer Erwerbsunfähigkeit endete.Rückblickend kann ich konstatieren, dass mein Leben durch die Ereignisse, die meine Persönlichkeit immens beeinflussten, entgleiste. Um dies auch zu verdeutlichen habe ich Ihnen einen therapeutischen Bericht angehängt.

Die ehem. Institution (Don-Bosco-Heim) gehörte zu Ihrem Orden, zu Ihrer Zuständigkeit. Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen, war das Leitbild Don Boscos. Es wäre schön, wenn dieses Leitbild nichts von seiner Aussage verloren hätte und Sie in der Debatte vorangehen würden und sich gegenüber „wirklichen“ Entschädigungszahlungen aussprechen würden.

Kontakt:  www.do-bo-berlin.de