Sehr geehrte Damen und Herren des Betroffenenrates der Erzdiözese Freiburg,
sehr geehrte Damen und Herren des Eckigen Tischs,

in der Ausgabe des Konradsblatts Nr. 19 vom 8.5.2022 wurde auf S. 34 der Nachruf von Pfarrer Fritz Ullmer veröffentlicht. In diesem Nachruf wurden die sehr großen Verdienste von Pfarrer Ullmer herausgehoben. In einem Nebensatz gab es folgenden Hinweis: „Ein großer Schatten legte sich auf sein Lebenswerk, da Pfarrer Ullmer in den 1970er Jahren einen Jugendlichen unsittlich berührt hatte. 2010 wurde er dafür zur Verantwortung gezogen.“ Im darauf folgenden Satz war zu lesen: „Als Pfarrer mit einem großen seelsorgerlichen Charisma hat Fritz Ullmer bei vielen Menschen tiefe Spuren hinterlassen und Wesentliches für den inneren Aufbau der Gemeinden geleistet. Im Anhang finden Sie den kompletten Nachruf.

Mich hat dieser Nachruf betroffen gemacht und den folgenden Leserbrief an die Redaktion des Konradsblatts geschickt:

„Leserbrief zum Nachruf von Pfarrer i.R. Fritz Ullmer im Konradsblatt Nr. 19 S. 34

„Tiefe Spuren hinterlassen“

Im Nachruf für Pfarrer i.R. Fritz Ulmer beschreibt Dekan Czech sehr ausführlich die Verdienste des Priesters. Gegen Ende des langen Artikels wird – in einem Satz – sein sexueller Missbrauch in den 1970-er Jahren benannt, um gleich darauf mit den Worten zu schließen: „Als Pfarrer mit einem großen seelsorgerlichen Charisma hat Fritz Ullmer bei vielen Menschen tiefe Spuren hinterlassen.“

Es ist gut möglich, dass Pfarrer i.R. Ulmer für viele Menschen ein wichtiger Seelsorger war. Jedoch stellt sich mir die Frage: Wie mag es dem Opfer seines Missbrauchs und den vielen anderen Opfern sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche ergehen, wenn die positive Seite so sehr herausgehoben wird. Jeder Missbrauch hinterlässt tiefe Spuren in den Seelen der Betroffenen, die nie wieder heilen. Ich wünschte mir, dass Herr Dekan Czech und die Redaktion des Konradsblatts die Opfer mehr im Blick haben. Bernd Kittel, Diakon Ettlingen“

Letzte Woche erhielt ich vom Redakteur des Konradsblatts, Herrn Michael Winter per Mail die folgende Antwort.

„Sehr geehrter Herr Kittel,

in diesem Fall ist es wohl nicht möglich, alles richtig zu machen.

Wir schreiben im Fall des Todes eines Priesters oder Diakons mit einem Standardbrief jeweils den Dekan an, in dessen Dekanat der Verstorbene zuletzt gewohnt hat. So auch bei Fritz Ullmer. Zuständig war Dekan Alexander Czech. Noch bevor wir von ihm den Nachruf erhalten hatten, gab es bei uns zwei Telefonanrufe: ein Leser forderte mit Nachdruck, in dem Nachruf deutlich auf den damaligen Missbrauch einzugehen. Ein anderer mahnte uns, in dem Nachruf bloß nicht schon wieder diesen Missbrauch zu erwähnen. Fritz Ullmer sei ein so toller Priester und Seelsorger gewesen. Ich habe mit Dekan Czech telefoniert und wir waren uns einig, dass ein Hinweis auf die Tat auf keinen Fall fehlen darf, aber auch nicht mehr im Vordergrund stehen muss, sondern eingebunden sein kann in die anderen Aspekte. Nach Veröffentlichung des Textes gab es wieder genau zwei Reaktionen: Ihren Leserbrief und den Anruf einer Frau, die überhaupt kein Verständnis dafür hatte, dass in diesem Nachruf jetzt noch einmal auf diesem Missbrauch vor rund 50 Jahren „herumgeritten“ werde. Pfarrer Ullmer sei ein so guter Pfarrer gewesen.

Auch auf diesem Hintergrund bitte ich Sie um Verständnis dafür, dass wir uns entschlossen haben, diese Sache jetzt auf sich beruhen zu lassen und auch Ihren Leserbrief nicht veröffentlichen. Dies hat nichts damit zu tun, dass wir die Opfer nicht im Blick hätten. Wir haben aber den Eindruck, dass im Fall Ullmer eine zu erwartende Auseinandersetzung auf der Leserbriefseite nicht weiterführen würde.

Mit freundlichen Grüßen Michael Winter“. Fon:   +49 (0) 721 – 9545-202 Mail:  winter@konradsblatt.de “

***

Die Redaktion des Konradsblatts hat entschieden, meinen Leserbrief nicht zu veröffentlichen. Ich war der Einzige, der auf diesen Nachruf reagiert hat. Eine zu erwartende Auseinandersetzung auf der Leserbriefseite würde nicht weiterführen.

Seit 27 Jahren arbeite ich gerne als hauptamtlicher Mitarbeiter in der katholischen Kirche. Mich macht es allerdings sehr betroffen, wie meine Kirche immer noch mit Betroffenen des sexuellen Missbrauchs umgeht. In der Antwort der Redaktion des Konradsblatts sehe ich ähnliche Handlungsstrukturen. Wir reden einfach nicht mehr darüber, es ist ja schon so lange her.

Mir ist es heute wichtig, dass Sie als Mitglieder des Betroffenenrats der Erzdiözese Freiburg und des Eckigen Tischs den Inhalt meines Leserbriefs kennen und gegebenenfalls mit der Redaktion des Konradsblatts in Kontakt treten können. Falls Sie dies tun, bitte ich Sie, mich darüber zu informieren.

Ich danke Ihnen, dass Sie sich mit Ihrem großen Engagement für die Betroffenen des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche einsetzen.

Mit freundlichen Grüßen Bernd Kittel, Diakon

Ich trage seit meiner Pubertät  eine Missbrauchsgeschichte mit mir herum, ein katholischer Geistlicher war der Täter, Ort des Geschehens war Bamberg. Mir ist bekannt, dass dieser Priester mit mindestens einem weiteren Ministranten so wie mit mir verfuhr.

Ich (!) war so beschämt, dass ich über 30 Jahre niemandem etwas von dieser Geschichte erzählt habe.

Mein Leben war lange düster, ich kaum je unbeschwert. Ein stabiles Selbstbewusstsein habe ich nicht entwickelt. Nach langen Jahren  habe ich mich einem Psychotherapeuten geöffnet, der Druck ließ etwas nach. Erst 2010 habe ich mich an den Erzbischof und die Staatsanwaltschaft gewandt. Ich wurde nicht weiter befragt,  erhielt eine lächerliche Entschädigung, obwohl die Personalakte des Priesters im Diözesanarchiv keinerlei (!) Hinweis auf irgendeine Form  von Missbrauch enthielt.-

Nun soll in der Erzdiözese ein Gutachten erstellt werden: löblich. Ich hoffe, dass es von unabhängigen Personen gemacht wird. Ich stehe zur Verfügung.

Wenn ich aber lese, dass Herr Dr. Schick für seine Mitarbeiter ein guter Hirte ist und “ zu verstehen und mitzutragen “ versucht, “ was sie derzeit erleiden “, dann kommt mir die Galle hoch . Das , was die Missbrauchten erlitten haben und erleiden , erwähnt Herr. Dr. Schick mit keinem einzigen Wort. Diese  Armen hat er nicht im Blick. Ich halte das für einen Skandal. Ach, es ist aus meiner Sicht schlecht um Dr. Schick  und seine Kirche bestellt.

Auch ich und mein zwei Jahre jüngerer Bruder wurden von einem kath. Pfarrer über Jahre schwer sexuell
missbraucht. Wir konnten uns zum Glück im Teenager-Alter, durch die Versetzung des Täters in eine andere
Gemeinde von unserem ihm lösen. Bis heute (fast 30 Jahre später) haben mein Bruder und ich nie wirklich
miteinander darüber gesprochen.
Mein Bruder kam vor ca. 13 Jahren auf mich zu und teilte mir mit, dass er sich entschieden habe Strafanzeige zu
erstatten und wollte von mir wissen, ob ich mich dieser anschließen würde. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich einen sehr
stabilen Verdrängungsmechanismus, welcher mir erlaubte ein (fast) normales Leben zu führen. Ohne ihn, hätte ich
wohl noch weiter geschwiegen.
Das Gespräch, dass er mit meinen Eltern führte, die bis dato von nichts wussten, verlief deutlich harscher. Er warf
wohl meinen Eltern direkt an den Kopf, dass er/wir von unserem ehem. Gemeindepfarrer missbraucht worden seien
und er Strafanzeigen erstatten würde und sie nichts dagegen tun könnten. Er ging wohl davon aus, dass, da wir
christlich erzogen worden waren und div. Familienmitglieder in der Gemeinde tätig waren, meine Eltern gegen eine
Strafanzeige gewesen wären. Dem war nicht so und wir konnten auf Ihre Unterstützung zählen.
Es folgten mehrere Termine bei der örtlichen Kriminal-Polizei bei denen ich meine Aussage zu Protokoll gab.
Im Zuge der Befragung wurde mir durch einige Fragen bewusst, dass es noch mehr Opfer gab.
Es wurde ein Haftbefehl ausgestellt und der Pfarrer in Haft genommen. Bevor der Prozess aber beginnen konnte
erhängte er sich in seiner Zelle.
Kurz darauf erhielt ich noch einen verzweifelten Anruf der Schwester des Täters, die meinen Bruder und mich der
Lüge bezichtigte und mich fragte ob es hätte soweit kommen müssen… ein Faustschlag wäre nicht so schmerzhaft
gewesen.
Ich habe nie wieder etwas von ihr gehört.
Wir erhielten die damalige Standard-Summe in „Anerkennung des Leids“ und die Bitte darüber in Zukunft
Stillschweigen zu bewahren.
Für mich kehrten einige Jahre der vermeintlichen Ruhe ein. Ich funktioniere im Beruf, ich funktioniere im
Privatleben. Über das „Funktionieren“ komme ich aber nur selten hinaus.
Ich würde gerne mit meinen Kindern mehr spielen, lachen und Blödsinn machen, sie in den Arm nehmen, doch es
fällt mir unsagbar schwer und gelingt mir nur selten ehrlich.
Wir als Opfer kämpfen an vielen Fronten gleichzeitig, nicht nur mit der Vergangenheit, sondern jeden Tag in unserem
Leben. Unbetroffene lesen unsere Briefe und bekommen vielleicht eine kleine Ahnung davon, wie es uns geht.
Meiner Meinung wird aber dem Umfeld der Geschädigten zu wenig Aufmerksamkeit zu Teil. Unter Ihren
veröffentlichen Leserbriefen habe ich bisher keinen gefunden, der von den Eltern eines Opfers verfasst wurde.
Welche Vorwürfe machen sich die Väter und Mütter, die nicht erkannt haben, was unter ihren Augen geschehen ist?
Welche Zweifel plagen sie, ob ihre Kinder ihnen dieses Versagen verzeihen können?
Ich habe meinen verziehen und gebe ihnen heute keine Schuld daran, gesagt habe ich ihnen das bis heute nicht.
Meine Aussage bei der Kriminal-Polizei machte ich bei Frau F. an einigen Tagen. Wie ich später erfahren habe, hat sie
kurz nach der Einstellung unseres Falles die Abteilung/Stelle gewechselt. Das „Warum“ kenne ich nicht, ich glaube,
dass sie die Konfrontation mit dem Leid der Opfer nicht länger ertragen konnte. Eine Person, die sich sicherlich mit
den besten Absichten in diesen Sumpf gewagt hat und noch herauskam bevor sie darin unterging. Vielleicht liest sie
diesen Brief irgendwann und ich möchte ihr dafür danken, dass sie es versucht hat.
„Danke, Frau F., sie waren die erste Person, der ich mich offenbarte. Sie waren der Mensch, der mit mir die ersten
Schritte auf diesem langen Weg ging. Sie haben gegeben was Sie konnten und mehr darf niemand verlangen.“
Wo erhalten Menschen wie Frau F. die „Anerkennung des Leids“, dass sie auf und mit sich nehmen?
Wie viele Mitarbeiter des „Eckigen Tisches“, des „Weißen Rings“, der „Aufarbeitungskommission“ und der vielen
anderen Anlaufstellen müssen sich die Leid- und Lebensgeschichten der Opfer anhören und damit leben. Auch wenn ich deren Hilfen selbst bisher nicht in Anspruch genommen habe, so gebührt Euch allen mein Respekt und meine
Dankbarkeit für Eure Arbeit und Engagement.
Wo erhalten diese Menschen „Anerkennung des Leids“, dass sie auf und mich sich nehmen?
Wir, die das Glück haben, eine(n) (Ehe-)Partner(in) an unserer Seite zu haben, die uns stützen und im Leben
verankern, dürfen uns glücklich schätzen. Doch unsere Partner/innen leiden leise, genau wie unsere Kinder.
Wo erhalten unsere Partner/innen und Kinder „Anerkennung des Leids“, dass sie auf sich nehmen?
Wut oder gar Hass? Habe ich auf meinen Täter nie empfunden.
Als ich mir letztes Jahr, nach reiflicher Überlegung, den Film „Gedankt sei Gott“ angesehen habe, war ich erstaunt,
mit wie viel davon ich mich identifizieren kann. Es steckt so unglaublich viel Wahrheit in diesem Film, das Verhalten
der Betroffenen, der Eltern, der Kirche. Gerade die Schlusseinblendung führte mir vor Augen wie sehr sich die Kirche
einer echten Aufarbeitung widersetzt und sich der Justiz entzieht.
Wieso stehen nicht viel mehr der „Oberen“ als Mitwisser und für das Verschweigen und Verschleiern von Straftaten
unter Anklage?
Wie viele Missbrauchsfälle hätten verhindert werden können, wenn die Bistümer ihre Mitarbeiter rigoros der Justiz
gemeldet hätten, statt sie zu versetzen?
Wie viele Kinder hätten dadurch Ihre Kindheit leben können und Ihrerseits ein erfülltes und glückliches
(Familien-)Leben führen können?
Wie viele Missbrauchsfälle hätten wie vielen Eltern, Geschwistern, Freunden, Polizisten, Anwälten, Richtern,
ehrenamtl. Arbeitern, Psychologen etc. erspart bleiben können?
Wut? Ja, das ist es was mich heute unsagbar wütend macht.
Gerade jetzt ist diese Wut für mich konstruktiv, sie hat mich dazu gebracht, mich ein wenig aufzurichten. Ich kann
durch sie diesen Text verfassen und ich werde durch sie wieder lernen gerade zu stehen und mich nicht mehr
wegzuducken.
(Auch wenn ich noch nicht so weit bin, meinen vollständigen Namen hierunter zu setzen.)
Heute muss ich mir die Fragen stellen,
wie viele Kinder kamen nach mir/uns?
Wie vielen Kinder habe ich, durch meine Jahre des Schweigens, ihrer Kindheit und ihrer Zukunft beraubt?

Euch Allen da draußen, ob Opfer oder Helfer, wünsche ich die Kraft weiterzumachen!

Danke den Helfern und Freiwilligen die sich für uns einsetzen.
Meine Hochachtung und Wertschätzung gilt allen Betroffenen, die sich bereits öffentlich zu erkennen gegeben
haben und der stillen Menge eine Gesicht geben.

Christian

Zu aller erst, ein aufrichtiges Danke für Ihren Mut, dieses Verbrechen an Kindern angesprochen zu haben und Ihren unermüdlichen Einsatz, die dafür Mit-Verantwortlichen anzuhalten, ihre Verantwortung einzugestehen und zu tragen.

Warum schreibe ich Ihnen, als Betroffener:

Oft lese ich von „Wunden“, die mir zugefügt wurden und deren Narben noch nicht verheilt sind.

Narben??? Im „best case“ ein kosmetisches Problem.

…. Als mir mit über 60 Jahren bewußt wurde, was mir als 10jährigen widerfahren ist, kam es mir nicht vor, wie eine nicht oder schlecht verheilte Narbe.

Nein!!

Mir wurde bewußt: Mir wurde etwas weggenommen.   

Mir wurde etwas „ohne Erlaubnis entfernt“. 

Mir wurde ein, für mein Leben wichtiges, für manch eine/n anderen Überlebens notwendiges „Lebenselement“ geraubt.

Ohne dieses bin ich durch mein Leben gestolpert, ohne zu wissen, welches „Lebenselement“ mir “amputiert“ wurde.

Und das, was diese Verbrecher mir genommen haben, daran haben diese sich bereichert.

( Mein damaliger Präfekt wurde 2014 als 80jähriger für sein Wirken geehrt. Konnte also über 50 Jahre, trotz oder wegen dem mir geraubten “Lebensgut“ sich profilieren und für seine Kirche Umsätze generieren.)

Was ist aus denen geworden, denen die „Überlebensnotwendigen Elemente“ geraubt wurden? Die haben sich das Leben genommen.

Was wäre aus denen geworden, denen „lebenswichtigen Elemente“ geraubt wurden, wenn sie nicht beraubt geworden wären?

wissen wir nicht.

Was will ich sagen:

An einer Narbe wird man wohl kaum sterben. An einem „Überlebensnotwendigen Mangel“ sehr wohl.

Und darauf hin zu weisen, das die dafür Mitverantwortlichen, das zurückgeben, was sie sich unberechtigterweise angeeignet und bereichert haben.

Und: Ich habe keinen kosmetischen Schaden erlitten.

Mir wurde für mein ganzes danach gelebtes Leben ein lebensbestimmendes Element geraubt. Mein Leben ist vergleichbar mit einer Brücke, an der tragende Säulen entfernt wurden und ich täglich mich aufs neue, trotz Höhenangst und Schwindel, immer wieder mit enormer Kraft davon überzeugen muss, darüber zu gehen ohne mich von ihr zu stürzen.

Ich bedanke mich bei Ihnen, mich gehört zu haben.

Ich freue mich, wenn Sie meine Gedanken vielleicht mit in Ihr Handeln einbringen werden.

Es ist eigentlich alles so klar… für Nichtbetroffene so nachvollziehbar… katholisch geboren, katholisch erzogen, liebe Arbeitereltern, sonntags in die Kirche, kleiner Messdiener mit panischer Angst vor dem Steyler-Pater… Er schlug uns, bis das Confiteor exakt saß… dann ein Wunder: der dünne Junge wurde durch die Vermittlung der Kirchengemeinde ins berühmte Internat an die holländische Grenze geschickt… Pfarrer sollte er werden? Nein, mindestens Bischof…

Heimweh vom ersten Tag an… ein Diakon erhielt die Erlaubnis, mich auf „Dienstfahrten“ mitzunehmen. Das sollte mein Heimweh lindern… Mißbrauch vorne, in einem VW-Käfer… Fast ein Dutzend „Ausflüge“… Der Diakon war verklemmt, hatte wenig Fantasie… Ein Gespräch mit dem herzensguten Präses brachte keine Hilfe… War selber Schuld, traute mich nicht die einfachen, schmutzigen Dinge zu erzählen… Wollte nicht mehr mitfahren im Auto, wollte nur noch nach Hause…

Schande über die Familie, ein Gescheiterter, ein Abbrecher, wie peinlich… Doch oh Wunder, wurde Obermessdiener und konnte nicht mehr mit anderen Menschen in einem Zimmer schlafen. Angst vor jedem, noch so harmlosen Kontakt, körperlich, wie seelisch… Es begann ein einsames, zurückgezogenes Leben… Es war nicht mein eigenes Leben… Ich lebte in einer Blase und sah durch eine glasige Schicht die wirkliche Welt draussen…

Nach vielen Jahrzehnten dann die Möglichkeit, sich zu melden, wurde befragt, sagte nur Bruchstücke meiner erniedrigenden Erlebnisse… Das war wohl dumm von mir… bekam eine kleine „Entschädigung“. Andere waren da mutiger, bekamen daher eine etwas höhere „Entschädigung“… Hatten wohl mehr „erlebt/erlitten“. Fühlte mich nicht besser, ärgerte mich, dass ich mich überhaupt gemeldet hatte…

Das Wort Entschädigung ist ohnehin falsch! Ein Schaden kann nicht ungeschehen gemacht werden! Ich habe nicht mein Leben leben können! Ich habe die Erlebnisse überstanden und habe einen hohen Preis dafür bezahlt. Ich grübele nicht mehr darüber nach, was denn gewesen wäre, wenn es diesen Diakon nicht gegeben hätte… Mir fehlt die Möglichkeit eine Nähe zu Mitmenschen zu ertragen. Das ist sehr schmerzhaft. Aber ich lebe und schaue fassungslos auf die Entwicklung der Gesellschaft…

Könnte man die Bischöfe nicht wegen UNTERLASSENER HILFELEISTUNG Anklagen?

Was ich vermisst habe ist die Frage, warum die Opfer nicht ein echte Klage bei Gericht gegen die betr. Geistlichen einreichen?

Es kann ja wohl nicht sein, daß Geistliche der Justiz schlichtweg entzogen werden??

Niemals wird die Kirche zu Ihren Fehlern stehen ,ich bin auch ein Opfer der Kirche Mißbrauch und Mißhandlung , in den 70ziger Jahren . Es hört nie auf wen der Staat nicht hingeht und dem einen Riegel vorschiebt ! Der Staat steht genauso in der Verantwortung, seine Kinder zu schützen . Meine Seele leidet muß das jetzt auch anderen Kindern so gehen ? Das muß eine Ende haben !!!!!

Warum die ELTERN ihre Kinder vor Missbrauch in der christlichen Kirche schützen müssen (da die Kirchen es nicht können und die im Staat dafür Verantwortlichen nichts tun)

„Sexuelle Gewalt in kirchlichen Einrichtungen dürften in Deutschland aktuell etwa 200 000 Personen erlitten haben.“ … Von Wissenschaftlern des Kompetenzzentrums Kinderschutz in Ulm „wird für beide Kirchen mit jeweils etwa 100 000 Opfern gerechnet.“ (FAZ vom 24. 9. 2018, S. 1)
Soweit zum Tatbestand. Doch während alle von „der Kirche“ reden – und durchaus zu Unrecht damit v. a. die katholische Kirche meinen – und die Täter bitten, doch endlich abzulassen von ihrem bösen Tun, gibt es einen besseren, einen v. a. sichereren und verantwortlicheren Weg, den Tätern in den Arm zu fallen, statt sich zu verhalten wie das Kaninchen vor der Schlange.
Denn Eltern, die immer noch darauf warten, dass die Kirchen den Missbrauch von Kindern durch ihre Glaubensvertreter „in den Griff bekommen“, handeln inzwischen grob fahrlässig und müssen sich daher eine Mitverantwortung an der Gewalt gegen ihre Kinder durch Vertreter der Kirche zurechnen lassen, wenn es „dazu“ gekommen ist. Und bei geschätzten jeweils 100.000 Opfern durch Vertreter jeder der beiden christlichen Konfessionen in Deutschland (s. o.) ist die Wahrscheinlichkeit ja nicht besonders klein, dass es „dazu kommt“.
Also, Eltern, vertraut den Kirchen Eure Kinder (auch und gerade die Jungen!) nicht mehr an – sei es als Ministranten, sei es als Chormitglieder, als Teilnehmer an einer Wochenendfreizeit, einem Jugendlager oder oder oder …. !
Das heißt, schicken Sie Ihre Kinder ab sofort bitte konsequent nicht mehr in eine Einrichtung einer der christlichen Kirchen – denn diese Entscheidungsmöglichkeit haben Sie, und Sie haben sie jetzt und Sie sollten sie jetzt wahrnehmen – lange bevor der deutsche Staat vielleicht irgendwann in Jahrzehnten sein Abhängigkeitsverhältnis von den christlichen Kirchen ein bisschen abzubauen beginnt (wie es der irische Staat jetzt schon tut).
Natürlich wird den Kirchen damit nicht ein Gran ihrer Eigenverantwortung abgesprochen, geschweige denn werden sie im Geringsten exkulpiert für das, was sie in den letzten Jahrzehnten und inzwischen sehenden Auges zugelassen und zumindest indirekt gefördert haben – doch selbst wenn die Kirchen ernsthaft willens wären, ab jetzt mit allen Kräften gegen den Missbrauch von Kindern aus ihren Reihen vorzugehen: sie könnten es faktisch gar nicht, denn dazu müssten sie sich selbst zuwiderhandeln. (Wobei das gerade den „höheren“ Kirchenvertretern natürlich zumindest unterbewusst auch klar ist, sodass ihre Entsetzensbekundungen etc. letztlich lediglich opportunistische Lippenbekenntnisse darstellen und im besten Fall ihre tiefe Ratlosigkeit widerspiegeln. Eine Aufhebung des Zölibats jedenfalls ist keine Lösung – denn von Vertretern der protestantischen Kirche wird ja genauso missbraucht wie von katholischen Kirchenvertretern.)
Die Kirchen könnten es gar nicht, habe ich behauptet, und jetzt kommt kein „starker Tobak“, sondern ein nüchterner Blick auf die Fakten: denn anders als die beiden anderen monotheistischen Religionen, das Judentum und der Islam, sind die christlichen Kirchen ja von Hause aus grundsätzlich pädo-/homoerotisch inzestuös organisiert („inzestuös“ im psychoanalytischen Sinn verstanden) – und damit strukturell gar nicht reformierbar, oder sie müssten ihre eigenen Grundlagen widerrufen und sich damit selbst abschaffen.
Wenn ich mich nicht irre, lässt sich weder in der Thora noch im Koran ein Spruch finden wie das „Lasset die Kindlein zu mir kommen“ in der christlichen Bibel, und 12 Jünger (wenn man genau hinschaut, ist das ja eine recht umfangreiche Homo-Schar, die die Polygamie bzw. mögliche Promiskuität der anderen Religionsstifter weit hinter sich lässt) gibt es auch nur in der christlichen Familiengeschichte.
Apropos Familiengeschichte, und dazu, wie stark die christliche Kirche von einer strukturell inzestuösen Konstellation geprägt ist (während sie zugleich, und nicht im Widerspruch dazu, ihre Gläubigen in einer viel tieferen Infantilität fixiert als das in den anderen Weltreligionen der Fall ist):
Denn sowohl die Dreifaltigkeit (Vater/Sohn/Heiliger Geist) als auch die Familie Christi (Maria / Josef / Sohn) spiegelt, wieder ganz anders als in Judentum und Islam, schon im Gründungsmythos des Christentums die Familiensituation wider, wobei die hysterische Marienverehrung in der katholischen Kirche sich andererseits ganz wunderbar zur Abwehr der ins Christentum eingeschriebenen und zugleich verteufelten Homosexualität eignet.
Ja, und wenn man sich Gottvater (sic) und seinen Sohn anschaut, die entscheidende Spezialität im Christentum, fällt wohl auch dem ahnungslosesten Betrachter recht schnell die Gewalttätigkeit Gottes seinem „Sohn“ gegenüber ins Auge. Dieselbe Gewalt, auf deren Hintergrund in den nachfolgenden Jahrtausenden seine selbst ernannten Vertreter auf Erden ihre ja sehr menschliche Natur ausleben, die ihnen ausgelieferten Schwächeren beherrschen zu wollen. Eben das, was sich in sexueller Gewalt an Kindern manifestiert.
Und nicht zufällig wird der Papst in der katholischen Kirche als der Stellvertreter Christi auf Erden ja der „Heilige Vater“ geheißen, also Väter all überall. Und die Kardinäle, Bischöfe, Priester usw., die ganze Hierarchie also von oben (Gott) bis unten (der Religionslehrer z. B.), sie alle treten als Gottes Stellvertreter und mit göttlichem Nimbus auf. (Wobei beim Umgang der Priester mit Ministranten, mit Kindern im Konfirmationsunterricht usw. in der christlichen Kirche unbewusst womöglich noch Vorstellungen über die homoerotisch geprägte Knabenerziehung im alten Griechenland mit herumspuken, wenn die Herren Priester zufassen oder sich von den Jungen sexuell bedienen lassen – es sind ja weit überwiegend Jungen, die von Kirchenmännern missbraucht werden.)
So weit, so schlecht, und das ist ja nun alles nichts Neues – doch wie sollten Kinder das durchschauen können, wenn ihre Eltern sie den Kirchenmännern „vertrauensvoll“ überlassen haben?!
Also, nochmal meine Bitte: Eltern, liefert Eure Kinder nicht mehr der Kirche aus ! Macht es wie die Iren – die kein Vertrauen mehr in eine Kirche haben, deren Gewalt im 20. Jahrhundert Zehntausende von Opfern in ihrem kleinen Land gefordert hat, und die aus diesen bitteren Erfahrungen bewundernswert schnell die richtigen Konsequenzen gezogen und sich von dieser Kirche abgewendet haben.
Denn kein Kind kann so unglücklich dadurch werden, dass es nicht Ministrant sein oder nicht mit auf eine Ferienfreizeit fahren soll, wie es sein Leben lang unglücklich und tief verstört sein wird, nachdem ein Mann Gottes es missbraucht hat. Und das nicht geschehen zu lassen, ist zuallererst die Aufgabe ihrer Eltern – denn von der Kirche und vom Staat können Ihre Kinder diesen Schutz in Deutschland leider nicht erwarten. Diesen Schutz mit allem Nachdruck einzufordern, ist das Eine – doch Ihre Kinder jetzt tatsächlich vor einem Missbrauch in der Kirche zu bewahren, diese Möglichkeit haben nur Sie, ihre Eltern.“

Thomas Reinke  (September 2018)

Die Deutsche Bischofskonferenz verpflichtet sich, konsequenter als bisher auf Opfer von sexualisierter Gewalt zuzugehen.

Für das Landeskomitee der Bayerischen Katholiken ist das alles „nicht zukunftsweisend“. Der Ernst der Stunde wird erst erkannt werden, wenn schuldige Bischöfe und Kardinäle den ersten Schritt in ein Gefängnis gehen, nicht mit Priesterkragen und Brustkreuz, sondern mit Handschellen und Fußfesseln.

XXX YYY, Pfarrer i.R.

Bitte sehen Sie sich meinen Fall an. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie für mich etwas tun könnten. Mein Fall ist möglicherweise der Schlimmste.

Ich wurde als 11-jähriger von einem kath Priester brutal missbraucht und lebensgefährlich verletzt. Nur durch dreimalige Operation habe ich zunächst überlebt.

Die Folgen: keine Frau, keine Familie, keine Kinder, zeugungsunfähig, keine Partner, allein lebend, körperliche Nähe unerträglich bis heute.

Es gab eine Akte, die jedoch verschwunden ist, nachdem die Kirchen-Oberen die grausame Tat erkannt haben. Meine sehr gläubigen Elter wurden eingeschüchtert. Es gab keine Anzeige, auch die Klinik musste schweigen.

Als der Missbrauchsskandal im Jahr 2010 in der Öffentlichkeit bekannt wurde, habe ich alle damit befassten Stellen um Hilfe gebeten. Es folgten unglaubliche Ausreden, unter anderem, ich soll den Bischöfen glauben und vertrauen, die werden das aufarbeiten.

Ich habe viele Unterlagen, auch einen persönlichen Brief von Bischof Marks, in dem er mein Schicksal bedauert, mehr nicht.

Ich bin 72 Jahre alt, schwerbehindert 100%, Artrose, Herz, und div., auf Rollstuhl angewiesen, kann meinen Alltag nur durch ehrenamtliche Betreuung bewältigen.

Auch bin ich finanziell in großer Not, 480.– Rente, 378.– Sozialhilfe.

Bitte helfen Sie mir.

Sehr geehrte Damen und Herren,

nun, da mal wieder der Missbrauch durch Kirchenvertreter in den Medien ist,

habe ich mich hingesetzt und meine Geschichte und „Erfahrungen “ mit einem Kirchenmann aufgeschrieben.

Ich dachte immer, ich könne die Geschichte ruhen lassen, aber da immer wieder Geschehnisse an die Öffentlichkeit gelangen, werde ich dadurch auch immer wieder an meine eigenen Erlebnisse erinnert.

Nein, ich tauche nicht in der Statistik auf, da ich mich bis jetzt noch nicht getraut hatte meine Geschichte zu erzählen.