Kommentar von Matthias Katsch

Zum vierten Mal nach 2010 das Thema sexueller Kindesmissbrauch auf der Agenda eines Katholikentags in Deutschland. Und obwohl es bei der Versammlung der katholischen Laienorganisationen in Leipzig durchaus einige Veranstaltungen zur Thematik gab, erscheint es, dass sexuelle Gewalt vor allem als zu bewältigendes Einzelschicksal präsent ist. Auch in Leipzig wird so die Chance verpasst, endlich die systematischen Ursachen der zahlreichen Missbrauchsfälle in kirchlichen Einrichtungen, Heimen, Schulen und Pfarreien zu besprechen.

Wie sieht es mit der Aufarbeitung sexueller Gewalt gegen Jungen und Mädchen in der Kirche aus?

Ein Gesamtbild für Deutschland gibt es nicht, soll es wohl auch nicht geben. Die von den Bischöfen beauftragten Wissenschaftler werden erst im nächsten Jahr erste Berichte vorlegen. Die dabei genutzte Auswertung der von einigen Bistümern zur Verfügung gestellten Akten kann dabei schon jetzt getrost als gescheitert angesehen werden, weil sie wenig verwunderlich wenig neues zu den zentralen Fragen beitragen können: Wie viele Täter haben in den letzten Jahrzehnten in welchen Einrichtungen wie viele Jungen und Mädchen zu Opfern gemacht, wie groß ist dabei wissenschaftlich plausibel das Dunkelfeld? Wo liegen die Ursachen für die regelrechten Täterkarrieren und die zahlreichen Serientaten? Welche Mechanismen haben an der Verschleierung und dem Verschweigen mitgewirkt. Wer waren die Verantwortlichen? Welche Risikofaktoren lassen sich daraus für die heutigen Institutionen ableiten? Und durch welche Maßnahmen organisatorischer und institutioneller Art lassen sich diese Risiken reduzieren oder neutralisieren?

Diesen Fragen wird beharrlich ausgewichen.

Auch wenn inzwischen flächendeckend Präventionsprogramm ausgerollt werden und das Thema sexueller Kindesmissbrauch damit vordergründig auf der Agenda angekommen ist, so wird die Ernsthaftigkeit zugleich dementiert, wenn Bischöfe, die im Umgang mit übergriffigen und verbrecherisch handelnden Priestern versagt haben weiterhin im Amt bleiben. Dass gar an der Spitze in Rom als Verantwortlicher für alle Missbrauchsfälle weltweit ausgerechnet ein Kardinal steht, der in seiner Amtszeit als Bischof von Regensburg alles getan hat, um die Aufarbeitung von Missbrauch zu behindern, ist ein fortdauernder Skandal. Erst nach dem Weggang von Kardinal Müller beginnt endlich die lange überfällige Auseinandersetzung mit dem Missbrauchs- und Gewaltsystem in den Einrichtungen der Regensburger Domspatzen.

Andernorts wurden Berichte über Täter und ihre Taten erhoben. Doch über das Zählen der Opfer, die sich gemeldet haben hinaus, geschah wenig, um das Verständnis für die eigenen institutionellen Ursachen zum Beispiel bei den Jesuitenschulen, die 2010 der Ausgangspunkt der Aufdeckungswelle waren, zu erhöhen. Wissenschaftliche Analyse, Auswertung und Einordnung stehen noch aus.

Einrichtungen, die gute, wissenschaftlich fundierte Berichte erstellt haben, wie das Kloster Ettal tun sich bis heute schwer, diese der Öffentlichkeit zu präsentieren. Wieder anderen Bistümer haben bis heute keine Berichte vorgelegt.

Die Frage der Entschädigung wartet immer noch auf eine befriedigende Lösung. Die von den deutschen Bistümern über die Köpfe der Betroffenen hinweg dekretierte „Anerkennungszahlung“ ist es nicht. Auch hier setzt sich die bekannte Intransparenz im Antragsverfahren fort. Bis heute muss jede oder jeder, der wissen will, wie viele Opfer sich bei der Kirche gemeldet haben, wie viele eine Anerkennungszahlung aktuell beantragt haben, wie viele Hilfen beantragen, die Zahlen mühsam zusammensuchen.

Die versprochenen schnellen unbürokratischen Hilfen wurden in Einzelfällen gewährt, die Beteiligung am staatlich organisierten ergänzenden Hilfesystem EHS blieb fast unbekannt und wirkungslos.

Es wird aber auch für die Zukunft Hilfen für die Opfer benötigt. Dazu muss ein Weg gefunden werden, diese in Anspruch nehmen zu können, ohne unnötig mit der Institution der Täter in Kontakt zu können. Vielleicht kann eine Stiftung, ein Opfergenesungswerk, diese Aufgabe in der Zukunft übernehmen.

Der Umgang mit den Betroffenen der eigenen Institution ist nicht nur bei der Kirche immer noch von Ängstlichkeit und Abwehr geprägt. Ein offener Austausch mit Vertretern von Opfern wird immer noch verweigert.

Stattdessen werden die eigenen Anstrengungen für die Prävention hervorgehoben. Wie frustrierend diese neue kirchliche Rolle als Vorbilder der Prävention von den Opfern erlebt wird, stellt man sich wohl kaum vor. Eine von den Opfern immer wieder angebotene Einbindung in die kirchlichen Initiativen zum Kinderschutz heute hat ganz überwiegend nicht stattgefunden.

Die Fragen nach den systemischen Ursachen und damit nach den Risikofaktoren der eigenen Institution werden auch auf dem Katholikentag in Leipzig nur am Rande gestellt oder finden im Alternativprogramm der Laienorganisation Wir sind Kirche statt:

Die Überhöhung des männlichen Priesters und der damit verbundene männerbündische Klerikalismus; die Ausgrenzung und Abwertung der Frauen, die verbal geschätzt werden aber von aller Macht ausgeschlossenen sind; die leibfeindliche Moral und das dunkle Verständnis von Sexualität, die geradezu zwanghafte Fixierung auf die Sünde im Sexuellen; die durch die nichtlebbaren Vorschriften zur Sexualität von Priestern und Laien erzeugte permanente Doppelmoral. Die mangelnde Transparenz und Klarheit bei innerkirchlichen Vorgängen, bei der Entscheidungsfindung und Personalauswahl.

Dies alles sind Themen, die die Lehre und die Organisationsform der katholischen Kirche betreffen und denen sich die Verantwortlichen nicht stellen wollen.

Damit dementieren sie aber zugleich ihre zentrale Beteuerung, man habe aus dem Skandal gelernt und wahlweise „die Opfer“ oder die „Kinder“ stünden nun im Mittelpunkt allen kirchlichen Handelns.

Ehrliche Reue sieht anders aus. Eine wirkliche Entschuldigung bei den Opfern, die von diesen angenommen werden kann, verbunden mit dem Willen zur Wiedergutmachung, hat es nicht gegeben. Der sogenannte Bußakt der Bischöfe von 2012 war an Gott gerichtet, nicht an die vor dem Dom in Paderborn versammelten Heimkinder und von Missbrauchsopfer.

Wirksame Aufarbeitung muss dreierlei leisten: erheben was war, die Ursachen für das Geschehene offenlegen und den Opfern Anerkennung vermitteln. Alles drei ist bislang bei der Aufarbeitung sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendlichen in Einrichtungen der katholischen Kirche in Deutschland nicht gelungen.

Ist die Aufarbeitung sexueller Gewalt in der Kirche damit gescheitert? Sie hat noch gar nicht richtig begonnen.

Die staatlicherseits eingesetzte Unabhängige Aufarbeitungskommission wird sicher wichtige Impulse liefern. Aber die Kirche und ihre Mitglieder müssen es auch selber wollen.  Vielleicht beim nächsten Katholikentreffen.

AAUFARBEITUNGSKOMMISSIONuf einer Pressekonferenz in Berlin am 3. Mai 2016 stellte die zum Jahresanfang benannte Aufarbeitungskommission ihr Arbeitsprogramm für die kommende Zeit vor. Die Kommissionsvorsitzende Sabine Andresen erläuterte, auf welchen Wegen Betroffene sich an die Kommission wenden können. Ab sofort können Betroffene sich bei der Kommission mit ihrer Geschichte melden:

https://www.aufarbeitungskommission.de/

Hier der Text der Pressemitteilung: PM_Aufarbeitungskommission-startet-Anhörungen-in-2016.

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Bundespressekonferenz_20x13_300dpiBei der Pressekonferenz hat Matthias Katsch, Sprecher von ECKIGER TISCH, Mitglied im Betroffenenrat und ständiger Gast in der Unabhängigen Kommission folgendes Statement gegeben:

„Ich bin sehr froh, dass diese Kommission heute an den Start geht.  Wir als Betroffene und ich ganz persönlich haben lange dafür gekämpft. Denn sexueller Missbrauch ist kein privates Schicksal, sondern ein andauernder institutioneller und gesellschaftlicher Skandal!

Als ich im Januar 2010 dem Leiter meiner alten Schule davon berichtete, dass es an dieser katholischen Vorzeigeinstitution hier mitten in Berlin vermutlich eine dreistellige Zahl von Opfern sexuellen Missbrauchs gegeben hatte, geschah dies, damit auch die vermuteten Leidensgefährten die Chance erhielten zu erfahren, dass sie nicht alleine gewesen waren. Wir wollten sie anschreiben und ermutigen, ihr Schweigen zu brechen, aus der Überzeugung, dass dies eine befreiende Wirkung haben kann.

Die Botschaft dieser Kommission heute hier verstehe ich so: Diesmal wollen wir es wirklich wissen!

Wir wollen in die dunkelsten Ecken gucken, auch in Bereiche, die wir bisher noch gar nicht im Blick hatten. Wir wollen die Verantwortlichen benennen, die Strukturen und Bedingungen aufdecken, unter denen Kinder und Jugendliche, Jungen und Mädchen in diesem Land sexuelle Gewalt erlitten haben und immer noch erleiden.

In dem Film Spotlight fiel kürzlich der Satz: Wenn es ein Dorf braucht, um ein Kind aufzuziehen, braucht es auch ein ganzes Dorf, um Kinder zu missbrauchen.

Das heißt: Sexueller Missbrauch geschieht immer in einem Umfeld, in einem Zusammenhang: familiär, institutionell, gesellschaftlich.

Auf institutioneller Ebene stellt Aufarbeitung daher eine besondere Herausforderung dar für alle Bildungs- und Betreuungseinrichtungen,

Institutionelle Aufarbeitung ist bislang nur sehr punktuell geschehen.  Vielfach haben wir nicht einmal belastbare Zahlen zu Tätern und Opfern.  Verantwortung wurde nicht übernommen, Strukturen nicht verändert. Opfer warten immer noch auf Anerkennung. Hier erwarte ich wichtige Impulse von der Arbeit der Kommission

Auf gesellschaftlicher Ebenen geht es darum zu klären,  weshalb über Jahrzehnte – in Ost wie West – diese Verbrechen an weitgehend ignoriert und auf Meldungen von Opfern nur unzureichend reagiert wurde. Diesen Schleier aus Wahrnehmungsverweigerung und Passivität müssen wir durchbrechen!

Sexueller Missbrauch ist keine abgeschlossene Geschichte aus ferner Zeit. Die Kommission muss – wenn möglich – jenen Kindern und Jugendlichen, die heute diese Erfahrungen machen müssen – und das sind zehntausende jedes Jahr – signalisieren, dass wir als Gesellschaft zuhören wollen und bereit sind, sie zu unterstützen und ihnen Hilfe anzubieten. Dazu müssen wir alle miteinander sprachfähiger in Bezug auf sexuelle Gewalt werden, damit die Tabuisierung endet und Opfer sich an uns wenden können, um gehört zu werden.“

spotlight-2015-directed-by-tom-mccarthy-movie-review2We feel happy and proud today. Thank you to SNAP, to Phil Saviano and all the brave survivors.

Thank you to the Spotlight team at Boston Globe and all the journalist working on this topic throughout all these years – around the world and here in Germany too.

And thank you to these wonderful actors: Michael Keaton, Mark Rufallo, Rachel McAdams, Liev Schreiber and Stanley Tucci.

 

 

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Eine Kritik des Films hier:
http://www.spiegel.de/kultur/kino/spotlight-von-tom-mccarthy-die-unbestechlichen-a-1078838.html

Berlin/Bonn, 29.02.2016. Anlässlich der Verleihung des Academy Awards „bester Film“ an SPOTLIGHT fordert der ECKIGE TISCH BONN – Verein Geschädigter des Aloisiuskollegs e.V. die deutschen Medien zu Mut bei der Berichterstattung und Recherche über die historischen (und aktuellen?) Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche auf.

Man habe, so die Betroffenen, in den letzten Jahren nach dem Bekanntwerden der Skandale zunehmend den Eindruck gewonnen, die Medienlandschaft habe das Thema und dessen historische Aufarbeitung in der Breite aus den Augen verloren. Hinzu käme, dass sich die Kirchen mit dem medial bislang nicht öffentlich überprüften Präventionsversprechen auch als Aufklärer in eigener Sache in Stellung gebracht hätten. Dass letzteres nicht funktioniere zeigte leuchtturmhaft die jüngste Berichterstattung rund um die Personalien im Bistum Hildesheim.

Der Jesuitenorden z.B. habe noch keine unabhängige Untersuchung der Missbrauchssystematiken und des Versagens im gesamten (deutschen) Orden vorgelegt. Omnipräsente Protagonisten fänden in den Medien statt, die Komplizen der Täter hätten sich im Orden eingerichtet und würden mittelbar und unmittelbar gedeckt – bis heute.

So wie am Aloisiuskolleg gäbe es überall vor Ort Betroffene, die „oscarreife“ Skandale und Ungeheuerlichkeiten vor, während und vor allem nach den eigentlichen Missbrauchstaten zu berichten wüssten und die noch nicht öffentlich erzählt wurden. Das sei aber wichtig, damit der systemische Aspekt und Hintergründe von Missbrauch in der Gesellschaft diskutiert werden können. Die Meinungshoheit z.B. zum Ausmaß der Aufarbeitung und Entschädigung, dürfe nicht einseitig den Kirchen überlassen werden. Das passiere aber, wenn man nur über dem Skandal (Missbrauchstaten) berichte und nicht am Thema dranbleibe.

Bei der Beschäftigung mit der 40 jährigen Missbrauchsgeschichte des Bonner Aloisiuskollegs habe man nur wenige standhafte Journalistinnen und Journalisten kennengelernt, die das Thema auch lokal und entgegen vieler Widerstände bis heute beleuchten. Das wünschen sich die Missbrauchsbetroffenen von der deutschen Presse, der sie vertrauen: Bringen Sie Licht in die deutsche Missbrauchsgeschichte. Fragen Sie die Betroffenen vor Ort, die kennen die dunklen Stellen.

http://eckiger-tisch-bonn.de/

Die nationale Kommission zur Aufarbeitung von sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche ist berufen worden. Der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, gab am Dienstag die Namen der sieben Kommissionsmitglieder bekannt. Der Bundestag hatte sich im vergangenen Sommer für die Einrichtung einer solchen Aufarbeitungskommission ausgesprochen.

Die Einrichtung der Kommission ist ein historischer Schritt. Weltweit einzigartig ist dabei die Einbeziehung familiären Missbrauchs in den Untersuchungsauftrag. ECKIGER TISCH hat seit 2012 immer wieder die Schaffung einer nationalen, unabhängigen Aufarbeitungskommission gefordert und durch seinen Sprecher Matthias Katsch auch aktiv an der Konzeption des jetzt eingerichteten Gremiums mitgewirkt.

Wir begrüßen die Einsetzung der Kommission und hoffen, dass hierdurch das Ausmaß, die Verantwortlichkeiten und die strukturellen Ursachen von sexueller Gewalt in kirchlichen Einrichtungen aufgedeckt werden. Dazu sind aber auch weiterhin unabhängige Ermittlungen vor Ort notwendig, wie der Fall Regensburg gerade sehr deutlich macht. Auch im Falle des Serientäters Riedel und des Bistums Hildesheim wäre ein solcher Schritt angebracht, um Verantwortlichkeiten aufzudecken.

Nur im Zusammenwirken von Ermittlungen vor Ort und nationaler Aufarbeitung kann es gelingen, die vielen dunklen Ecken in der Gesellschaft endlich aufzuhellen, in denen Kinder und Jugendliche Opfer von sexueller Gewalt wurden und werden.

Die Mitglieder der „Aufarbeitungskommission Kindesmissbrauch“, v.l.n.r.: Dr. Christine Bergmann, Prof. Dr. Jens Brachmann, Brigitte Tilmann, Prof. Dr. Sabine Andresen (Vorsitzende der Kommission), Prof. Dr. Peer Briken, Prof. Dr. Barbara Kavemann, Prof. Dr. Heiner Keupp ©Christine Fenzl
Die Mitglieder der „Aufarbeitungskommission Kindesmissbrauch“, v.l.n.r.: Dr. Christine Bergmann, Prof. Dr. Jens Brachmann, Brigitte Tilmann, Prof. Dr. Sabine Andresen (Vorsitzende der Kommission), Prof. Dr. Peer Briken, Prof. Dr. Barbara Kavemann, Prof. Dr. Heiner Keupp ©Christine Fenzl

 

Wie heute nachmittag mitgeteilt wurde, sucht das Bistum Hildesheim einen unabhängigen Gutachter, der den Umgang des Bistums mit den Missbrauchsvorwürfen gegen den Ex-Jesuit Peter Riedel in seiner Zeit als Gemeindepfarrer untersuchen soll.

„Der Gutachter soll auch den Auftrag erhalten, zu überprüfen, ob es möglicherweise weitere Fälle des sexuellen Missbrauchs durch R. in der Diözese gegeben hat“, heißt es weiter.

Hier der Link zur Seite des Bistums: http://www.bistum-hildesheim.de/bho/dcms/sites/bistum/nachrichten/nachrichten.html?f_action=show&f_newsitem_id=24697

Wir sind gespannt – auch wenn die Gewichtung der Aufgabenstellung eigentlich andersherum lauten müsste: mögliche weitere Fälle aufklären, den Opfern eine Anlaufmöglichkeit und Hilfe anzubieten. In dem Zusammenhang sind dann auch Verantwortlichkeiten zu klären, wie sich das Bistum in der Vergangenheit verhalten hat: wer wusste wann was… usw. Bis hin zur Frage einer angemessenen Entschädigung.

Dabei sollten auch die Jesuiten nicht aus der Verantwortung gelassen werden. Die Umstände, unter denen er den Orden verließ, wer informierte wen (der Orden das Bistum oder umgekehrt, oder gar nicht?) über die Vergangenheit des Peter Riedel in Berlin, die Vorgänge an der Göttinger Jesuitenpfarrei usw. -auch das gehört zu einer umfassenden Untersuchung dazu.

Jedenfalls eine gute Nachricht zum 6. Jahrestag der Veröffentlichungen über die Missbrauchsfälle am Canisius-Kolleg, die eine Wende im Umgang mit sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in Deutschland brachte. Und auch für uns die Bestätigung, dass es sich lohnt hartnäckig dran zu bleiben.

 

Im November erschütterte die Reportage im Ersten über die Paralleljustiz der Kirche und die Missbrauchstaten im Bistums Hildesheim des Ex-Jesuiten und Serienmissbrauchstäters Peter Riedel. Nun folgt die Fortsetzung und fragt: Wurde wirklich ermittelt? Was ist aus den Ermittlungen geworden? Und wie geht die Kirche mit diesem neuen Missbrauchsfall um?

Hier der Link zur Sendung in der WDR-Mediathek: http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/die_story/videorichtergottesdiegeheimenprozessederkirche104_tag-27012016.html

Der erste Teil der  Reportage ist bis November 2016 in der ARD-Mediathek zu sehen:

http://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/videos/die-story-im-ersten-richter-gottes-die-geheimen-prozesse-der-kirche-100.html

„Richter Gottes – Die geheimen Prozesse der Kirche“

 

LINK ZUR REPORTAGE IN DER ARD-MEDIATHEK

 Eine Reportage über die Paralleljustiz der Kirche. Und die Folgen. Über ihre Erfahrungen berichten auch  zwei Betroffene aus dem Kreis der Initiative ECKIGER TISCH.

Zu den erschreckenden neuen Fakten über die „Karriere“ des Serien-Missbrauchstäters Peter Riedel aus Berlin und dem Verhalten des Bistums Hildesheim in dem Fall haben wir heute eine Pressemitteilung herausgegeben. Das Dokument ist hier downloadbar.


 

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 Pressemitteilung vom 30. November 2015

 Stellungnahme zur ARD-Reportage
„Richter Gottes – Die geheimen Gerichte der Kirche“:

Eckiger Tisch fordert den Rücktritt des Bischofs von Hildesheim

 

  1. Zum wiederholten Male hat sich die Kirche im Falle des Serien-Missbrauchstäters Peter R. an einem Opfer schuldig gemacht. „Was muss noch geschehen, damit die Kirche endlich aufhört, Täter in ihren Reihen zu schützen?“ Das fragen immer mehr empörte Opfer des Ex-Jesuiten, der sich in den 70er und 80er Jahren am Berliner Canisius-Kolleg an mindestens 100 Kindern und Jugend­lichen, überwiegend Jungen, vergangen hatte.Als die damalige Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger Anfang März 2010 die Kirche zur Zusammenarbeit mit der Justiz aufforderte, wurde sie dafür vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz öffentlich abgekanzelt. Bischof Zollitsch forderte ultimativ eine Entschuldigung von Seiten der Bundesregierung. Zur gleichen Zeit handelten der Bischof von Hildesheim und seine Mitarbeiter genau nach dem von der Ministerin beklagten Muster: sie ermittelten eigenständig im Geheimen, führten die Justiz in die Irre, schützten den Täter zum wiederholten Male und ließen das Opfer allein.Das Vorgehen der Kirche empört uns zutiefst. Dem Mädchen wurde dadurch großer Schaden zugefügt. Die Strafverfolgung des Serien-Missbrauchstäters Peter R. wurde behindert und schließlich vereitelt. Bischof Trelle muss die Verantwortung für dieses Vorgehen übernehmen und zurücktreten.
  2. Die Berliner Staatsanwaltschaft sollte Ermittlungen gegen die Verantwortlichen des Bistums wegen Strafvereitlung durch Unterlassen einleiten.
  1. Die Umstände der Einstellung des Verfahrens gegen Geldauflage durch die Berliner Justiz im Falle des Ex-Jesuiten Peter R. der noch bis 2010 in Hildesheim sexuelle Übergriffe begangen hat, müssen untersucht und aufgeklärt werden. Zugleich muss geprüft werden, welche Möglichkeiten es gibt, das Verfahren gegen den Serien-Missbrauchstäter Peter R. in diesem Fall wiederaufzunehmen.
  1. Eine Schweigepflicht gilt in Deutschland nur für Mitarbeiter von Fachberatungs­stellen, Ärzte und Anwälte. Die Vorgesetzten von Missbrauchstätern hingegen müssen handeln, auch um Schaden von möglichen künftigen Opfern abzu­wen­den.Die in Deutschland fehlende gesetzliche Anzeigepflicht für Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung ist weltweit gesehen eine Ausnahme. Der Gesetz­geber sollte hier eine Anpassung vornehmen, damit die Arbeitgeber von Missbrauchstätern sich zukünftig nicht mehr hinter dieser eigentlich für die Beratung von Opfern g edachten Ausnahme verstecken können.
  1. Außerdem gehört die bisherige deutsche Praxis auf den Prüfstand, bei offen­sicht­lich verjährten Straftaten nicht einmal eine Ermittlung des Sachverhalts und der Beschuldigten zu unternehmen, bevor der Eintritt der Verjährung fest­gestellt wird. Nur so lassen sich Pannen wie im Verfahren gegen Peter R. sicher vermeiden, weil es dann zumindest einen Ermittlungsbericht über die ihm in der Vergangenheit zu Last gelegten Taten geben würde, der bei aktuellen Ermitt­lungen berücksichtigt werden könnte.
  2. Unabhängige Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in Institutionen in Deutsch­land ist dringend notwendig und muss endlich in Gang kommen, wie dieser Fall schmerzlich deutlich macht. Die Gesellschaft insgesamt muss sich die Frage stellen, wie sie zukünftig damit umgehen will, dass kirchliche Vorgesetzte weiterhin die Einbeziehung der Strafverfolgungsbehörden bei kirchlichen Miss­brauchstätern zu vermeiden suchen und stattdessen ihre Parallelprozesse im Verborgenen führen. Die Zeiten kirchlicher Parallelwelten müssen endlich vorbei sein! Die vielfachen, ehrlichen Anstrengungen an der Basis der katho­lischen Kirche um Prävention sexueller Gewalt durch Schutzkonzepte, Fortbildun­gen, Handlungsanleitungen usw., werden völlig entwertet, wenn zugleich bischöf­liche Heimlichtuer und Vertuscher ungestraft im Amt bleiben.

 Unsere Unterstützung und unser Mitgefühl gilt dem betroffenen Mädchen, das im Jahr 2010 (!) von Seiten der kirchlichen Institution genau dasselbe erleben musste, wie es tausende von betroffenen Jungen und Mädchen in den vergan­genen Jahrzehnten nach Missbrauch durch Priester erlebt haben:

 Die Kirche isoliert die Opfer, schützt die aus den eigenen Reihen stammenden Täter und kehrt den Missbrauch unter den Teppich.

 

Matthias Katsch
Sprecher ECKIGER TISCH

 


 

Anhang: Chronologie der Ereignisse

In der vom WDR produzierten Reportage „Richter Gottes – die geheimen Gerichte der Kirche“ wird aufgedeckt, dass mitten in der vielfach als „Zeitenwende“ erlebten Missbrauchsdebatte des Jahres 2010, enge Mitarbeiter des Bischofs von Hildesheim ein damals 14jähriges Mädchen ohne Wissen der Erziehungsberechtigten in einem Fall von vermutetem sexuellem Missbrauch angehört haben.

 In dem Gespräch am 4. März 2010 berichtete das Mädchen, in Begleitung ihrer Religions­lehrerin, dass es sich durch den pensionierten Pfarrer Peter R. bereits im Jahr 2006 körperlich bedrängt gefühlt habe. Zu diesem Zeitpunkt war sie erst 11 Jahre alt. Nach dem Gespräch wurden ihre Erziehungsberechtigten nicht informiert.

 Obwohl sie wussten, dass Peter R. für seine dutzendfachen Übergriffe in den 70er und 80er Jahren am Berliner Canisius-Kolleg nicht mehr belangt werden konnte und seitdem wiederholt sexuelle Übergriffe an Kindern und jungen Frauen begangen hatte, informierten der Bischof und seine Mitarbeiter bei diesem aktuellen Fall weder die Polizei noch schalteten sie eine unabhängige und fachlich versierte Beratungsstelle ein, um wenigstens das Mädchen zu unterstützen.

 Erst als nach einem gesundheitlichen Zusammenbruch des Mädchens im Herbst die Erziehungsberechtigten schließlich von den Taten erfuhren und daraufhin bei der Kirche auf eine Anzeige drängten, wurde mit fast zehnmonatiger Verspätung am 21. Dezember 2010 die Staatsanwaltschaft informiert. Dabei wurden die ermittelnden Behörden von der Kirche offenbar darüber im Unklaren gelassen, um wen es sich bei Peter R. handelt: nämlich eine der Hauptpersonen des bundesweiten Missbrauchsskandals vom Frühjahr 2010, der zudem nach ihren eigenen Erkenntnissen auch in ihrem Bistum bereits als Täter in Erscheinung getreten war.

 Nach Aussage der Berliner Staatsanwaltschaft wurde die Behörde vom Bistum Hildesheim nicht über die Zusammenhänge informiert. Die Staatsanwaltschaft stellte nach Prüfung schließlich im Frühjahr 2011 den Fall gegen Zahlung einer Geldauflage ein, weil sie kein übergeordnetes öffentliches Interesse erkennen konnte. Erst 2013 wurde Peter R. vom kirchlichen Gerichtshof in einem Geheimverfahren „wegen sexueller Handlungen an einer Minderjährigen“ dazu verurteilt, nicht mehr aktiv als Priester aufzutreten und 4000 Euro Strafe an die Kirche (!) zu zahlen. Das Mädchen aus Hildesheim erfuhr von dem Verfahren und dessen Ausgang nichts. Für den dutzendfachen Missbrauch von Jungen und Mädchen am Berliner Canisius-Kolleg ist Peter R. bis heute von der Kirche nicht belangt worden.

So viele Gelegenheiten zum Handeln.

So viele unnötige Opfer.

Es wird Zeit, dass jemand in der Katholischen Kirche Verantwortung übernimmt.

Deshalb fordert ECKIGER TISCH den Bischof von Hildesheim zum Rücktritt auf.

Denn der Bischof und seine engsten Mitarbeiter haben 2010, während der großen bundesweiten Missbrauchsdebatte, die durch unsere Meldungen über den hundertfachen sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen am Berliner Canisius-Kolleg ausgelöst worden war, in einem nicht verjährten Fall sexueller Gewalt eigene, geheime Ermittlungen durchgeführt, statt den Fall unverzüglich der Staatsanwaltschaft zu melden. Der Beschuldigte war in Berlin wie in Hildesheim derselbe: der Ex-Jesuit, Pfarrer i.R. Peter Riedel. Dies wird in der ARD/WDR Reportage „Richter Gottes – Die geheimen Prozesse der Kirche“ aufgedeckt. (Link zum Beitrag in der ARD-Mediathek)

Das minderjährige Opfer wurde am 4. März 2010 ohne Wissen der Erziehungsberechtigten im Bischöflichen Ordinariat vernommen, ein Protokoll gefertigt und das Kind danach sich selbst überlassen. Dann geschah zehn Monate nichts. Erst auf Drängen der Angehörigen wurde der Fall der drei Tage vor Weihnachten 2010 der Staatsanwaltschaft gemeldet.

Dies geschah jedoch offenbar in einer Weise, dass der Fall als minderschwer und der Täter als Ersttäter angesehen werden konnte. Die Staatsanwaltschaft Berlin stellte im Frühjahr 2011 schließlich aus fehlendem öffentlichen Interesse das Verfahren ohne öffentlichen Prozess gegen Zahlung einer Geldauflage ein. Peter Riedel war wieder einmal davongekommen.

Soweit. So schlimm.

Die endlose Geschichte: Kleine Chronologie des Täterschutz-Programms im Falle „Peter R.“

Der Bischof von Hildesheim wie sein Vorgänger und zuvor die Vorgesetzten im Jesuitenorden haben über mehr als vier Jahrzehnte hinweg, die sexuellen Übergriffe ihres Mitarbeiters Peter Riedel geduldet, gedeckt, verheimlicht, vertuscht. Der heute 74jährige wurde immer und immer wieder versetzt – jedes Mal, wenn seine Übergriffe öffentlich bekannt zu werden drohten.

Gelegenheiten zum Handeln gab es genug.

1981 meldete sich eine Gruppe von Schülern des Berliner Canisius-Kolleg in einem Brief zu Wort und deuteten darin an, dass Riedel im Rahmen der Jugendarbeit unangemessen mit Sexualität umging. Gemeint war: Mit der Sexualität der Kinder und Jugendlichen. Im persönlichen Gespräch mit dem damaligen Rektor des Canisius-Kollegs gingen die Jugendlichen weiter und berichteten konkret von den sexuellen Übergriffen des Paters: anfassen, auf dem Schoß sitzen, nackt ausziehen, in seiner Gegenwart masturbieren, von ihm angefasst werden. Und ständig wurden Fotos gemacht.

Pater P. Riedel R. SJ wurde überstürzt in eine vom Jesuiten-Orden betreute Gemeinde nach Göttingen versetzt. Die bis dahin beste Gelegenheit, den Triebtäter zu stoppen, wurde verpasst.

Wie wir heute wissen, hatte er da in den zehn Jahren seines Wirkens als Jugendseelsorger und Religionslehrer am Berliner Canisius-Kolleg mindestens 100 Kinder und Jugendliche, überwiegend Jungen, sexuell missbraucht. Mehrfach waren Eltern, denen von ihren Kindern von den Übergriffen andeutungsweise berichtet worden war, bei den Vorgesetzten von Riedel gewesen und hatten sich abwimmeln und beruhigen lassen. Schüler, die sich dem übergriffigen Pater widersetzen, wurden der Schule verwiesen und um ihre Bildungschancen gebracht.

Ab Sommer 1983 war Peter R. in Göttingen an der Jesuiten-Pfarrei tätig. 1988/89 verbrachte er in Mexico in einer Einrichtung seines Ordens, den er nach seiner Rückkehr offenbar im Streit verließ. Danach wurde er als Pfarrer in Hildesheim tätig. Von dort ging es 1997 nach Hannover. Schließlich wurde er 2003 in den vorgezogenen Ruhestand versetzt, aus gesundheitlichen Gründen, wie es hieß.

Mit allen diesen Ortswechseln gingen, soweit wir heute wissen, Beschwerden über übergriffiges Verhalten, oder konkrete Meldungen über sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche einher. Es gab zaghafte interne Versuche, ihn zu stoppen, wie sie der ehemalige Jesuiten-Provinzial Alfred Höfer in seiner Stellungnahme beschreibt. Auch seine Pensionierung erfolgte nicht freiwillig, wie ein Nachfolger in der Hildesheimer Gemeinde in einem Gespräch mit dem SPIEGEL deutlich machte. Die Strafverfolgungsbehörden wurden nie eingeschaltet.

Schon während seiner Zeit in Hildesheim unternahm Riedel. Reisen nach Südamerika, bevorzugt nach Peru und Bolivien, wo er Kontakte zu örtlichen kirchlichen Projekten knüpfte und als Priester „Padre Pedro“ zum Beispiel Bildungseinrichtungen für Mädchen aus abgelegenen Dörfern oder Waisenhäuser besuchte. Dann begann er, junge Mädchen und Frauen von dort auf Zeit zu sich nach Deutschland zu holen. Er scheint dies bis heute zu tun.

Auch nach seiner Pensionierung 2003 unterhielt Riedel in Hildesheim private Kontakte. So wurde ihm 2006 ein 11jähriges Mädchen anvertraut, dass er nach Berlin in seine kleine Wohnung mitnahm, um ihr sexuelle Gewalt anzutun. Ein 1,90 m großer, stark übergewichtiger Mann.

Im Februar 2010, nach den Veröffentlichungen über die Missbrauchsskandale in Berlin und anderen Orts, offenbarte sich das nunmehr 14jährige Mädchen ihrer Religionslehrerin. Riedel hatte auch nach dem ersten Übergriff 2006 immer wieder den Kontakt gesucht und bei seinen häufigen Besuchen in Hildesheim Übergriffe versucht, wenn er mit dem Kind allein war. Die Religionslehrerin begleitete das Mädchen zum Bischöflichen Ordinariat.

Wieder wäre eine Gelegenheit zum Handeln gewesen, eine einmalige Gelegenheit: Während alle Missbrauchstaten der Vergangenheit nicht mehr verfolgt werden konnten, war hier nun ein aktueller Fall, der klar nicht verjährt war.

Doch das Bistum verhielt sich genauso wie immer. Es wurde ein Protokoll aufgenommen. Das Mädchen entlassen, Stillschweigen vereinbart – und es geschah nichts. Es wäre wohl auch dabeigeblieben, wenn nicht die Jugendliche in den Sommerferien nach einem Zusammenbruch in der Kinderpsychiatrie gelandet wäre. Die behandelnden Ärzte handelten und informierten die Erziehungsberechtigten über den Verdacht des sexuellen Missbrauchs. Die Erziehungsberechtigten verlangten daraufhin vom Bistum, Anzeige zu erstatten. Am 21. Dezember 2010 mit zehnmonatiger Verspätung ging diese an die Staatsanwaltschaft.

Darin offenbar kein Wort über die endlose Vorgeschichte des „Peter R.“, kein Hinweis darauf, dass dieser Mann seit Februar jenes Jahres als einer der Serientäter vom Berliner Canisius-Kolleg öffentlich bekannt war.

Im Frühjahr 2011 wurde das Verfahren gegen den zwischenzeitlich erkrankten Pfarrer im Ruhestand wegen mangelndem öffentlichen Interesse ohne Prozess gegen eine Geldzahlung eingestellt. Die Verantwortung der Justizbehörden für dieses Versagen wird noch zu klären sein.

Die Kirche jedoch führte ihr eigenes Kirchenrechtsverfahren gegen den Missbrauchstäter Peter R. im Verborgenen weiter. Ende 2013 wurde Peter R. nach Aktenlage wegen Missbrauch an dem Mädchen verurteilt. Dieses wurde weder gehört noch informiert. Riedel wurde untersagt, seine Funktion als Priester weiter auszuüben und er musste 4000 Euro zahlen, an die Kirche, in bequemen Raten, von seiner auskömmlichen Pension. Die vielen vorliegenden Berichte von Opfern des Canisius-Kollegs wurden nicht berücksichtigt.

Peter R. ist heute 74 Jahre alt. Er lebt als freier Mann mitten in Berlin, rechtlich gilt er als unbescholten. Es steht ihm frei zu reisen, wo immer es ihn hinzieht.

Die Schuld dafür trägt die Katholische Kirche. Der letzte in der langen Kette der Verantwortlichen, die versagt haben, ist der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle.