Missbrauchsopfer von Ordensangehörigen der Redemptoristen in deren Gemeinden und besonders in deren Internaten und Schulen (Collegium Josephinum Bonn, St. Josefskolleg Glanerbrück und Kloster Heiligenborn Bous) haben sich zusammen geschlossen und einen eigenen Verein gegründet: „Missbrauchsopfer Collegium Josephinum Bonn und Redemptoristen e.V.“ (MoJoRed e.V.) sowie die Homepage www.missbrauchsopfer-josephinum-redemptoristen.de ins Internet gestellt.
Ziele des Vereins sind, das erlittene Unrecht gemeinsam mit dem Orden aufzuarbeiten und die bezeugten Verbrechen in den Internaten des Ordens und in den Gemeinden, in denen sie geschehen sind, wie auch den Prozess der Aufarbeitung zu dokumentieren. Der Verein versucht darüber hinaus, ideologische, psychologische und sonstige Wurzeln dieser Verbrechen durch Hinweise auf Literatur und andere Quellen zu belegen.
Der Verein stellt sich als Ansprechpartner für die Missbrauchsopfer zur Verfügung, die sich bisher nicht gemeldet haben oder die Beratung suchen.
Der Verein dient als solidarische Plattform der Missbrauchsopfer untereinander wie auch als Sprachrohr der Opfer gegenüber dem Orden der Redemptoristen in allen Fragen, die mit dem Missbrauch zusammenhängen, besonders aber in Bezug auf Form und Inhalt der Wiedergutmachungsversuche des Ordens.
Der Verein hofft auf diese Weise zur Aufdeckung erlittenen Unrechts beizutragen und die Gesundung von Opfern dadurch zu befördern, dass die Betroffenen besser in die Lage versetzt werden, die meist verdrängte Kinder- und Jugendzeit sich wieder zu eigen zu machen.
Der Verein bietet an, sich auf Wunsch an der Konzeptionierung von Prävention speziell an der Schule der Redemptoristen „Collegium Josephinum Bonn“ wie auch in der Kinder- und Jugendarbeit allgemein zu beteiligen. Bei Fortbildungen unterstützt der Verein auf Nachfrage die Moderatoren durch Bereitstellung von Zeitzeugen und eigene abgesprochene Beiträge als Experten.
Der Verein setzt sich für den vollständigen Wegfall der Verjährungsfristen bei Verbrechen gegen das Menschsein (sexuelle Gewalt gegen Kinder) ein.
Wer diese Ziele ideell und materiell unterstützen möchte, ist als Mitglied herzlich willkommen. Der Jahresbeitrag beträgt 10,-€. Die Gemeinnützigkeit des Vereins ist vom Finanzamt Euskirchen bestätigt.
Die Satzung des Vereins sowie Anmeldemöglichkeiten und weitere Informationen sind zu erhalten über die Homepage des Vereins:
www.missbrauchsopfer-josephinum-redemptoristen.de
Pressekontakt:
MoJoRed e. V.
Winfried Ponsens
Rehweg 8
53919 Weilerswist
02254/845266
E-Mail: mailto:verein@missbrauchsopfer-josephinum-redemptoristen.de
Vor drei Jahren sind wir mit dem Ruf nach Aufklärung, Hilfe und Genugtuung auf diesem Blog online gegangen. Obwohl damit vieles angestoßen wurde und in der Folge in Bewegung geriet, sind diese Themen immer noch aktuell. In einer Erklärung anlässlich der bevorstehenden Bilanzpressekonferenz des Unabhängigen Beauftragten haben wir noch einmal bilanziert und die Forderungen an den nächsten Deutschen Bundestag formuliert.
Dazu gehören die Einrichtung einer unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung, die Schaffung einer Clearingstelle für die Betroffenen zur Abwicklung von Hilfsleistungen der katholischen Kirche an ihre Opfer und die Unterstützung von Selbsthilfegruppen von Betroffenen. Weiterhin sind Veränderungen in der Aufsicht von Schulen und Heimeinrichtungen gerade auch privater Träger notwendig, hier braucht es wirksamere Instrumente. Auch in Zukunft ist eine nationale Anlaufstelle wie sie der UBSKM in den letzten Jahren war notwendig, um die gesellschaftliche Debatte weiterzuführen und zu verstetigen.
Hier der Text zum Download:
Am 29. August zieht der unabhängige Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM), Johannes-Wilhem Rörig nach zwei Jahren eine Bilanz seiner Arbeit.
Auch die Betroffenen, die sich seit drei Jahren öffentlich in unterschiedlichen Foren engagieren, haben versucht ihre Bilanz zu ziehen und dazu folgende Presseerklärung veröffentlicht:
Das Ende von Scham und Schweigen
Die evangelische Kirche in Deutschland segelt beim Thema Aufarbeitung bisher weitgehend im Windschatten ihrer katholischen Schwesterorganisation.
Deshalb ist der Beitrag von Christoph Fleischmann, der sich mit den unsäglichen kirchlichen Disziplinarverfahren gegen Missbrauchspfarrer auseinandersetzt so wichtig:
Im Berliner Tagesspiegel hat Claudia Keller in einem gründlichen Beitrag den jahrzehntelangen Missbrauch am Bonner Aloisuskolleg analysiert, der bis in die Gegenwart reicht.
Einmal mehr zeigt sich, dass Aufarbeitung ein langwieriges Unterfangen ist. So wichtig solche Beiträge sind: Warum müssen Journalisten die Arbeit machen, die von einer unabhängigen Kommission umfassend und systematisch geleistet werden sollte?
Beim Hearing „Unabhängige Aufarbeitung – Verantwortung von Politik und Gesellschaft“ am 30. April in Berlin diskutierten Betroffene sowie weitere Expertinnen und Experten aus Praxis und Wissenschaft über die Notwendigkeit einer unabhängigen Aufarbeitung und über mögliche Instrumente für deren Umsetzung. Dabei wurde die Notwendigkeit einer unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung des vielfachen sexuellen Missbrauchs in Institutionen und Familien deutlich.
In einem Beitrag versucht der Vorsitzende der Arbeitsgruppe, die diese Veranstaltung entwickelt hat, zu klären, was Aufarbeitung sei.
Hier der Text zum Download: 130513_Denkfigur_und_Text:
Der Text von Matthias Katsch steht auf der Webseite des UBSKM ebenso zum Download bereit , wie die Beiträge des irischen Richters Sean Ryan und des Erziehungswissenschaftlers Micha Brumlik sowie das Grusswort des Bundespräsidenten.
http://beauftragter-missbrauch.de/course/view.php?id=182
Ausgelöst durch die Diskussion über das Buch „Unheilige Macht“ und auf ausdrückliche Anregung von Jesuiten, auf das dazu eingerichtete Blog, hat die Gruppe ECKIGER TISCH Bonn versucht, die vielen bislang offengebliebenen Fragen zu den Hintergründen des Missbrauchsgeschehens am Bonner Aloisiuskolleg zusammenzustellen. Herausgekommen ist ein langer Katalog von Einzelfragen. Hinzugefügt wurden einige Aspekte, die über Bonn hinaus für uns insgesamt wichtig sind.
Kindesmissbrauch und Aufarbeitung 100 Fragen an den Provinzial der Jesuiten_11.01.2013 .
Der Provinzial der Jesuiten hat sich bemüht, auf diese Fragen zu antworten.
Antwort des Provinzials vom 14.02.2013
Diese Antworten konnten uns nicht zufriedenstellen. Insbesondere bei der Berurteilung der Verantwortung von Leitungspersonal der Jesuiten für das in dreißig Jahren gewachsene „pädophile Himmelreich“ sehen wir große Differenzen. Die Frustration darüber drückte sich auch in unserem Antwortschreiben ausgedrückt:
Antwort an Provinzial Kiechle_vom 04.03.2013
Nach dieser letzten Anstrengung der Betroffenen herrscht Funkstille. Bei den Betroffenen herrscht die Sicht: Wir kommen auf dem Weg des Dialogs nicht weiter. Eine wirklich befriedigende Analyse, dessen was am Aloisiuskolleg über Jahrzehnte geschah, wird sich aus unserer Sicht nur durch unabhängige Dritte erreichen lassen. Deshalb setzen wir auf ein Unabhängige Kommission, wie sie bei dem Hearing zur Aufarbeitung des UBSKM am 30. April 2013 gefordert wurde.
Dem neu gewählten Papst aus Lateinamerika möchte man zurufen:
„Öffnen Sie nicht nur die Fenster, öffnen Sie die Türen des Vatikans für unabhängige Untersuchungen. Öffnen Sie die Akten zu Missbrauch im Vatikan! Trauen Sie sich, nach den tieferen Ursachen zu fragen und sich den Konsequenzen für Ihre überkommende Sexualmoral und Ihre Organisationsformen zu stellen.
Treffen Sie sich mit Betroffenen von Missbrauch in Ihrer Kirche ohne Protokoll und ohne ängstliche Geheimhaltung.
Geben Sie Ihren Mit-Bischöfen ein mutiges Vorbild im Umgang mit der dunklen Vergangenheit des Missbrauchs und bieten Sie den Betroffenen von sich aus eine angemessene Entschädigung an.
Geben Sie ein starkes Zeichen der Umkehr.
Ihr heutiger Auftritt hat viele Hoffnungen geweckt, die Bescheidenheit im Auftritt, die Demut, die Geste der Segnung durch das Volk…
Viele von uns, sind sehr skeptisch, oder erwarten nichts mehr. Aber: Wir sind tatsächlich gespannt. “
Für einen glaubwürdigen Neuanfang und eine wirksame Prävention von sexuellem Missbrauch sind eine breite Diskussion der Ursachen und eine Erneuerung der Hierarchie der Katholischen Kirche notwendig, die an der Verheimlichung und Vertuschung mitgewirkt hat. Dazu gehört unbedingt eine Öffnung der Akten des Vatikans zu sexuellem Missbrauch für unabhängige Untersuchungen.
Das Institut für Praxisberatung und Praxisforschung hat heute in München die Studie „Sexueller Missbrauch, psychische und körperliche Gewalt im Internat der Benediktinerabtei Ettal“ vorgestellt. Auf 155 Seiten beschreibt der Bericht das „„System der Gewalt und der Unterdrückung“ im Kloster Ettal.
Anlässlich des Bilanztreffens des Runden Tisches der Bundesregierung am 20. Februar 2013 in Berlin hat Matthias Katsch diese Rede gehalten.