Manuela Groll_TSP_Mike Wolff_22-03-2010 Manuela Groll vertritt eine Gruppe von Betroffenen, die von Jesuiten betriebene Schulen besucht hatten.

Im TAGESSPIEGEL vom 22. März 2010 findet sich ein Portrait über sie.

Auf ihrer Homepage gibt es die Kontakt-informationen.

Als Geschädigte erwarten wir von einer Institution wie dem Jesuitenorden bzw. der Katholischen Kirche, dass sie sich Gedanken macht, wie sie von sich aus in tätiger Buße auf die Opfer zu gehen kann. Wir erwarten, dass wir nicht gezwungen sein werden, individuell auf dem Rechtsweg Ansprüche zu erheben und durchzusetzen.

Deshalb begrüßen wir die jetzt bekannt gewordenen Überlegungen zu einem Angebot über eine finanzielle Genugtuung als Schritt in die richtige Richtung.

Unbürokratische Lösungen sind notwendig und gut, doch es kommt auf das Kleingedruckte an:
An welche Bedingungen werden die Leistungen geknüpft?
Welche Wege müssen von den Geschädigten eingeschlagen werden?
Wer verwaltet den Fonds, wie hängen Aufklärung und finanzielle Genugtuung zusammen?

Ent-schädigung oder Wiedergutmachung wäre der falsche Ausdruck: Was zerstört wurde kann nicht wieder gut gemacht werden. Der Schaden ist angerichtet und die Betroffenen haben gelernt, damit zu leben. Eine finanzielle Genugtuung würde aber die Schuld der Täter anerkennen und den Geschädigten damit eine Last abnehmen.

Daneben geht es aber auch um unbürokratische Angebote zur Unterstützung in praktischen Fragen: Manche Geschädigte haben große Schwierigkeiten gehabt, beruflich Fuß zu fassen, weil sie ihre Lebensenergie jahrelang in die Bewältigung der Folgen des Missbrauchs gesteckt haben. Nach der Aufdeckung möchten sie jetzt einen neuen Anfang wagen. Bei manchen sind Kosten für Therapien entstanden. Andere wiederum begeben sich nun in Therapie, nachdem der Schleier von den verdrängten Erfahrungen weggezogen wurde. Sie erleben sich in diesen Wochen als erneut traumatisiert. Deshalb braucht es schnelle und unkomplizierte Hilfsangebote.

Für beides − die Hilfen und die finanzielle Genugtuung − muss aber gelten: Es sollten Angebote sein, die für die Geschädigten annehmbar sind, ohne erneut vor den Kopf gestoßen zu werden, etwa durch langwierige und undurchschaubare Antragsverfahren und Kriterien. Die Verwaltung und Auszahlung von Leistungen sollte nicht von den Vertretern der Täter selbst organisiert und verantwortet werden, da viele Geschädigte keinen Kontakt mit der Täterseite mehr ertragen.

stern2Der Stern erinnert mit dem aktuellen Titel an frühere Bekenntnistitel (zum §218 z. B.), er lässt also Betroffene zu Wort kommen.

In der Online-Ausgabe findet sich auch die Schilderung eines Geschädigten vom Aloisiuskolleg.

Folgt man dem Bonner Generalanzeiger vom 18.3., so drängt sich der Verdacht auf, dass der Orden die am Aloisiuskolleg begonnene Aufarbeitung ausbremsen will und die Vorschläge der Arbeitsgruppe, die unter anderem auch die Einsetzung einer externen Stelle zur weiteren Aufklärung beinhalten, nicht umsetzen möchte:

“ Der Arbeitsstab hatte vorgeschlagen, Ehemalige aus den 50er und 60er Jahren und weitere Betroffene zu Gesprächen zu ermutigen und unabhängige Ombudsleute von außen als Gesprächspartner zu benennen.

„Es wurden bereits Überlegungen angestellt, wie die Rolle einer Ombudsperson gestaltet werden könnte“, kommt als Antwort aus München. Aber grundsätzlich sei schon die Tätigkeit von Ursula Raue so konzipiert, dass sie dem Profil einer externen Stelle entspreche, fügt Busch hinzu. “ Quelle

Eine Arbeitsgruppe hatte in der vergangenen Woche einen Zwischenbericht zu den Missbrauchsvorwürfen am Bonner Aloisiuskolleg vorgelegt:

„Am Bonner Jesuitengymnasium sollen zwischen 1946 und 2005 sechs Jesuitenpatres Schüler sexuell missbraucht haben. Das teilte der kommissarische Rektor, Pater Ulrich Rabe, am Dienstag in Bonn mit.

Rabe bezieht sich auf einen Zwischenbericht, der am Montag dem Kollegium, Elternvertretern und der Missbrauchs-Beauftragten der Jesuiten, Ursula Raue, vorgelegt worden war. Den Zwischenbericht erstellt hatte eine Arbeitsgruppe mit Repräsentanten von Eltern, Lehrern, Schul- und Internatsleitung und Mitgliedern der Jesuiten. “
So berichtete der Kölner Stadtanzeiger.

Der Generalanzeiger traf bei der Gelegenheit auch Frau Raue.

Am data-epi-spacing Wochenende data-epi-spacing hat data-epi-spacing auch data-epi-spacing das data-epi-spacing spanische data-epi-spacing Fensehen data-epi-spacing Beiträge data-epi-spacing über data-epi-spacing die data-epi-spacing Missbrauchsfälle data-epi-spacing gebracht. data-epi-spacing Wolfgang data-epi-spacing Statt data-epi-spacing hatte data-epi-spacing mehrere data-epi-spacing Reisen data-epi-spacing mit data-epi-spacing deutschen data-epi-spacing und data-epi-spacing spanischen data-epi-spacing Jugendlichen data-epi-spacing in data-epi-spacing das data-epi-spacing Baskenland data-epi-spacing organisiert.

Testimonio data-epi-spacing de data-epi-spacing una data-epi-spacing de data-epi-spacing las data-epi-spacing víctimas data-epi-spacing sexuales data-epi-spacing de data-epi-spacing un data-epi-spacing cura data-epi-spacing alemán

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Wolfgang Statt hatte im Januar an alle Personen, die er als Kinder und Jugendliche missbraucht hat, ein Entschuldigungsschreiben verfasst. Hier antwortet ein Geschädigter.

Guten Tag Herr Statt,

mir wurde seitens meiner Anwältin Ihr Schreiben vom 20.Januar 2010 übermittelt, in dem Sie Stellung nehmen zu Ihrem verbrecherischen Umgang mit Ihnen anvertrauten Kindern und Jugendlichen im Laufe Ihrer Lehrerjahre am Berliner Canisius-Kolleg.

Ich war eines dieser Kinder. Seitdem ich Ihr Schreiben erhalten habe, habe ich in keiner Nacht mehr als drei Stunden geschlafen. Unzählige Male bin ich Ihr Schreiben Schritt für Schritt durchgegangen.

1) Sie nehmen Stellung, weil Sie nach Ihren eigenen Worten von verschiedenen Seiten auf die o.g. traurigen Tatsachen angesprochen wurden.

2) Sie sprechen Ihre Rolle als Priester und Ordensmann an, die Ihnen den Vertrauensvorschuss, ohne den Sie wohl kaum den Zugang zu mir und Ihren anderen Opfern erhalten hätten, maßgeblich gesichert hat. Außerdem von Demütigungen, Entwürdigungen und Quälungen.

3) Sie mutmaßen, dass es mir und den anderen Betroffenen wenig helfen würde, wenn Sie uns von Ihren vielen Versuchen berichten, dem Teufelskreis zu entkommen und vom Unmensch wieder zum Menschen zu werden.

4) Um Missverständnisse zu vermeiden, unterstreichen Sie die Unentschuldbarkeit Ihrer Missbräuche und Misshandlungen und verwehren sich ausdrücklich gegen „mildernde Umstände“.

5) Die Bosheiten, die Sie uns angetan haben, tun Ihnen Leid, und sie bitten uns, geknüpft an eine Bedingung („…falls du fähig bist, mir diese Schuld zu vergeben…“), tatsächlich um Vergebung Ihrer Schuld.

Hier nun meine Rückmeldung, über die Sie sich zu freuen vorgeben: Danke für Ihr Schreiben, das den Eindruck von nichts beschönigender Ehrlichkeit erweckt.

Gerne möchte ich Ihnen im Folgenden allerdings erklären, warum ich es ehrlich gesagt lieber nicht erhalten hätte.

Zu 1) Ein persönliches Interesse Ihrerseits an meinem und dem Schicksal meiner Leidensgenossen kann ich weder erkennen, geschweige denn in irgendeiner Form empfinden.

Zu 2) Völlig unerwähnt bleibt leider auch Ihre Vorstellung von der Verantwortung des Ordens, dem Sie damals angehörten, und seitens der Kirche (der Sie nach wie vor angehören?) und von deren moralischer Verpflichtung einer Wiedergutmachung.

Zu 3) Sie haben Recht. Aber warum tun Sie es dann? Warum berichten Sie mir vom damaligen deutschen Provinzialoberen, von vatikanischen Behörden, vom Ekel und Entsetzen Ihrer Freundin und von den („meisten“!) Sorgen, die Sie sich über Ihre 12jährige Tochter machen?

Wozu berichten Sie – ohne Angabe von konkreten Jahreszahlen oder sonstigen beweiskräftigen Fakten – von Jahrzehnte langer guter Erfahrung mit Ihnen selbst im Umgang mit Kindern und Jugendlichen und von Kontakten mit einer Reihe von Ihren früheren Opfern (auch aus dem Baskenland oder Chile?), mit denen Sie sich ausgesprochen haben wollen?

Zu 4) Ihrem Wunsch möchte ich hiermit entsprechen: Ich gestehe Ihnen keinerlei mildernde Umstände zu. Im Gegenteil, Ihr Brief, der in meiner Wahrnehmung von der gleichen manipulativen Energie durchdrungen ist, mit der Sie schon damals jedes zwischenmenschliche Verhältnis zu bestimmen versuchten, provoziert heute in mir dieselbe instinktive Abscheu.

Zu 5) Falls Sie die weiter oben als Demütigungen, Entwürdigungen, Quälungen, Missbräuche und Misshandlungen und Ihre in anderen Medien von Ihnen selbst als Ergebnis einer narzisstischen Störung begangenen sadistischen Bestrafungsrituale (keine Genitalberührungen, Penetration, Vergewaltigung, Exhibitionismus oder Voyeurismus!) nicht weiterhin unter der meines Empfindens nach verharmlosenden Bezeichnung „Bosheit“ zusammenfassen und darüber hinaus den Mut haben, mich „Auge in Auge“ bedingungslos um Verzeihung zu bitten, antworte ich Ihnen – wissend, dass Verzeihen keine Geste, sondern das Ergebnis eines unter Umständen langwierigen Prozesses darstellt: Ich habe, um es einmal sportlich auszudrücken, den Startschuss gehört!

Das Ziel ist klar. Aber auch – wie ich von Ihnen ja exzellent auf Cross-Rennen vorbereitet wurde (vielleicht können Sie sich an meinen/unseren Sieg in „Leiza“ erinnern) – dass an den widrigen Steigungen kleine Schritte oftmals schneller und eben auch erfolgreich zum Ziel führen!

Dort auf Augenhöhe angekommen, erscheint es mir nicht undenkbar, dass wir uns wieder gegenseitig das „Du“ anbieten…

Bis dahin verbleibe ich

MGBubel@gmx.de

PS: Falls Sie sich fragen – weil Sie etwa im Sinne von Wiedergutmachung für mich und die anderen Betroffenen öffentlich Position ergreifen wollen – welche Form der materiellen Entschädigung seitens der Jahrzehnte lang vertuschenden „Täterinstitution“ Jesuitenorden bzw. Katholische Kirche ich heute als Genugtuung für den empfundenen Schmerz, den wahrscheinlich längst sublimierten Ekel und den frühen Blick in menschliche Abgründe empfände, so entgegne ich nach mittlerweile 21 fast schlaflosen Nächten: Ein neues Hinterteil, eine berufliche Umschulung und eine finanzielle Genugtuung für alle Opfer des institutionell geförderten Missbrauchs.

12.März 2010
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PRESSEERKLÄRUNG 12.März 2010

Die Gruppe der am Berliner Canisius-Kolleg durch Jesuiten Geschädigten, die von der Rechtsanwältin Manuela Groll vertreten werden, erklärt:

Die Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger hat anlässlich des in Einrichtungen der katholischen Kirche in jüngster Zeit aufgedeckten massenhaften Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen die Einrichtung eines Runden Tisches vorgeschlagen, um diese Taten aufzuarbeiten und über die Frage der Genugtuung für die Opfer zu sprechen, da diese Taten in der Regel strafrechtlich verjährt sind, eine Bearbeitung durch die Justiz daher nicht mehr möglich und auch eine zivilrechtliche Durchsetzung von Ansprüchen in jedem Fall schwierig und langwierig ist.

Wir sind der Bundesjustizministerin sehr dankbar für dieses Angebot, das den Opfern von damals die Gelegenheit gibt, sich heute Gehör zu verschaffen und dabei mit Vertretern der Kirche und des Jesuitenordens zusammenzukommen.

Statt eines runden schlagen wir allerdings einen eckigen Tisch vor, da wir bei einem solchen Anlass die Verantwortlichen mit unseren Forderungen nach umfassender Aufklärung, Zugang zu den Akten durch unsere Vertreter und finanzieller Genugtuung konfrontieren wollen. Wir hoffen, dass die heute Verantwortlichen sich einem solchem Gespräch nicht verweigern.

Wir möchten, dass die Vertreter der Kirche uns endlich zuhören und Antworten auf unsere Fragen geben, statt immer gleich „Entschuldigung“ zu rufen und uns so erneut ruhig zu stellen.

Da ein solches Zusammentreffen naturgemäß nicht einfach ist – für die Geschädigten nicht und wohl auch nicht für die Organisationen, denen die Täter angehörten und von denen diese Täter lange beschützt wurden – sind wir für das Angebot dankbar, dieses Gespräch durch die Bundesjustizministerin moderieren zu lassen.

www.eckiger-tisch.de Kontakt: mkz@gmx.eu

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obDieser Brief eines Geschädigten wurde Ende Februar 2010 an den Jesuitenorden und die deutschen Bischöfe versandt:

Geben Sie uns Genugtuung!

Bischof Zollitsch hat sich über das Fernsehen im Namen der deutschen Kirche bei mir entschuldigt. Vorher hat das bereits Provinzial Dartmann für die Jesuiten getan und Pater Mertes für meine alte Schule. Das tut gut, aber es ist nicht genug. Sie wollen Wunden heilen, aber Sie machen keine Aussagen dazu, wie Sie dazu beitragen wollen.

Dabei bin ich von den Entschuldigungen tatsächlich positiv überrascht. Denn wer sich ent-schuldigt, der bekennt, dass er Schuld auf sich geladen hat. Und dass die genannten Institutionen dazu fähig sind, ihre Schuld einzugestehen, das kommt für mich wirklich unerwartet. Bislang war doch öffentlich meist die Rede von bedauerlichen Einzeltätern, die es überall geben kann, in jedem Sportverein oder Kindergarten. Jetzt also Entschuldigung und Bitte um Vergebung.

Leider vermisse ich in den Erklärungen der „Täterorganisation“ (P. Mertes) bisher ein Wort: Verantwortung. Wer übernimmt die Verantwortung für das Vertuschen der Taten, die vor 30 Jahren mein Leben und das vieler anderer verletzt haben? Wer dafür, dass viele Opfer hätten vermieden werden können? Auch dazu kein Wort.

Ich erinnere außerdem an den Katechismus der katholischen Kirche: darin wird der Zusammenhang zwischen Schuld und Genugtuung beschrieben. Früher nannte man letzteres “Bußwerke“. Genugtuung beschreibt den Versuch die Sündenfolgen zu beseitigen. Ich erwarte also Genugtuung für das Versagen einer Institution, die mich nicht beschützt hat, als es darauf ankam – und die anschließend alles dafür getan hat, damit mir jede weltliche Gerechtigkeit versagt bleibt.

Aber ist es nicht die Verantwortung der einzelnen Täter? Was haben die Institution Orden und Kirche damit zu tun? Als 13-Jähriger glaubte ich, dass der Pater im Namen der Kirche spräche, der erklärte, mir helfen zu wollen, nicht der „Sünde der Masturbation“ anheim zu fallen.

Das war der Vertrauensvorschuss, der die Taten erst ermöglichte. Aber seine Mitbrüder, die zuvor mehrfach die Beschwerden von Eltern abgebügelt haben, die jahrelang nichts hören und nichts sehen wollten, die den Täter am Ende sogar in eine entlegene Pfarrei entsorgt haben, wo er wieder Jugendarbeit machen konnte, das sind keine Einzeltäter. Das waren Vertreter von Hierarchien und Organisationen, dies sind Strukturen und Institutionen. Und um deren Verantwortung geht es mir.

Papst Johannes Paul II. hat dafür sehr treffend den Begriff der „strukturellen Sünde“ in das kirchliche Sündenverständnis eingeführt, gemünzt allerdings auf die Schreckensregime Lateinamerikas und die Auswüchse eines Raubtierkapitalismus. Wer denkt da nicht sogleich an das Bild vom Balken und dem Splitter im Auge.

Der sadistische Prügelpater, den Sie in Ihren Reihen jahrzehntelang versteckt haben, und der auch mich zu fassen bekam, den haben Sie von einer Schule zur nächsten geschickt, schließlich sogar zu den Ärmsten der Armen nach Lateinamerika, wo er das Wort von einer Theologie der Befreiung gepredigt hat, während er hier Kinder quälte und missbrauchte.

Deshalb klage ich Sie an: Sie sind schuldig geworden durch Wegsehen, Vertuschen und Verschweigen an mir und vielen anderen. Obwohl Sie seit Jahrzehnten von der sexualisierten Gewalt wussten, die uns angetan worden war, haben Sie nicht einmal nachträglich versucht, etwas für die Opfer zu tun. Sie haben sich nur mit sich selbst befasst und für die Täter gesorgt, die Opfer aber vergessen.

Aus den aktuellen Beschlüssen der Bischofskonferenz entnehme ich, dass es auch heute noch Handlungsbedarf gibt, obwohl man 2002 die Leitlinien für den Umgang mit Kindesmissbrauch beschlossen hat. Das ist lobenswert. Ansonsten ist die Bereitschaft sich mit den Strukturen hinter den Taten auseinander zu setzen nicht sehr ausgeprägt. Doch das ist Ihre Angelegenheit, nicht mehr meine.

Denn für mich kommen diese Dinge zu spät. Seit mehr als 30 Jahren trage ich die Folgen Ihres Versagens als Institution mit mir herum, und auch wenn ich gelernt habe damit zu leben wie mit einer Behinderung, so werde ich sie doch nicht los. Wenn Sie Ihre strukturellen Sünden wirklich bereuen, dann zeigen Sie Ihre Reue und geben Sie Genugtuung.

Wiedergutmachung oder Entschädigung sind die falschen Begriff: was zerstört wurde in meinem Leben, lässt sich nicht wiedergutmachen oder entschädigen.

Aber Sie können mir und anderen Aufklärung verschaffen: Benennen Sie endlich Verantwortliche und öffnen Sie Ihre Archive externen Ermittlern!

Und Sie können mir und anderen helfen, die Folgen besser zu verschmerzen und einen neuen Anfang zu machen, wo soviel Leben verdunkelt und zerstört wurde: machen Sie uns endlich ein ernsthaftes Angebot für eine finanzielle Genugtuung.

Ich erwarte Ihr Versöhnungsangebot, geben Sie ein Zeichen, dass hinter Ihren Bitten um Verzeihung echte Einsicht und Umkehr stehen. Dann will ich auch über Vergebung reden.

M.Z.
mkz@gmx.eu

josiJohannes Siebner, ehemaliger Schüler am Canisius-Kolleg und heute Rektor an St. Blasien, hat Spiegel Online ein Interview gegeben.

Dort äußert er unter anderem die Einschätzung, dass es „zwischen den Tätern selbst […] wohl keine Verbindung oder Verabredung [gibt], jedenfalls nicht bei den Fällen am Berliner Canisius-Kolleg und bei uns in St. Blasien“.

Am Canisius-Kolleg scheint es doch Verbindungen zwischen den Tätern gegeben zu haben, so wurde wenigstens eine Jugendreise von beiden Tätern gemeinsam veranstaltet, so nutzte Wolfgang S. für seine Taten u. a.  die Räume der MC-Burg, die denn wohl Peter R. zur Verfügung gestellt hatte,  und so haben einige Geschädigte das Gefühl, von R. an S. „weitervermittelt“ worden zu sein.

Interessant ist auch, dass Johannes bei der Frage nach Konsequenzen auf die Rolle der Schülermitverwaltung zu sprechen kommt („Eine Schülermitverwaltung muss auch mitreden dürfen“), war er doch selbst damals am CK Schülervertreter.

KONTRASTE vom 11.März 2010 (ARD)
„Aufklärung von sexuellem Missbrauch – Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit“

Danach ist Miguel Abrantes Ostrowski, ehemaliger Schüler am Bonner Aloisius-Kolleg und Autor des Buches Sacro Pop neben anderen zu Gast bei:

“Maybrit ILLNER” – 11.03.2010 – 22.15 Uhr live im ZDF

“Moral predigen, Missbrauch dulden – wer stoppt die Scheinheiligen?”

Die GÄSTE:

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP), Bundesjustizministerin

Bischof Stephan Ackermann, Bistum Trier, Sonderbeauftragter für Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche

Stephanie zu Guttenberg, Präsidentin der Kinderschutzorganisation Innocence in Danger

Alice Schwarzer, Publizistin und Feministin

Miguel Abrantes Ostrowski, Missbrauchsopfer, ehemaliger Schüler am Bonner Aloisius-Kolleg

Am Pult: Professor Klaus Beier – der Sexualmediziner leitet an der Berliner Charité das bundesweit einzige Präventionsprojekt gegen Kindesmissbrauch

*

Für Schlaflose gibt es heute Nacht was im ZDF: 11.März 2010, ZDF, 0.35 Uhr
Denn sie wussten, was sie tun

Skandal um Kindesmissbrauch Film von Sibylle Bassler, Inken Jakobi und Ute Laibl

Willkommen auf diesen Seiten!

Nachdem die Missbrauchsvorwürfe am Canisius-Kolleg Berlin bekannt geworden waren, hat Johnny Haeusler, ein ehemaliger Schüler des CKs, in seinem Blog Spreeblick als Erster über die damaligen Vorfälle berichtet. Zugleich öffnete er damit dankenswerterweise ein Forum, in dem sich  Betroffene, Nicht-Betroffene, Ehemalige anderer Jesuiten-Einrichtungen, jetzige Schüler und Interessierte lebhaft miteinander austauschen konnten. Für einige Wochen wurde so sein Blog die wohl wichtigste Stelle zur Aufklärung der schlimmen Ereignisse an den Jesuitenschulen aber darüberhinaus auch Erkenntnis- und vielleicht sogar Therapiehilfe.

Seit Schließung des Forums sind einige ereignisreiche Wochen vergangen, andere katholische Schulen und Internate sind in das Blickfeld der Öffentlichkeit geraten. Für viele von uns Betroffenen aber ist weiterhin der Wille die Vorfälle an den Einrichtungen der Jesuiten aufzuklären, Verantwortliche, Mitwisser und Mittäter zu benennen und unsere Forderungen an die „Täterorganisation“ öffentlich zu machen bestimmend. Darüberhinaus wünschen wir uns eine Plattform um uns ähnlich wie auf der Spreeblickseite austauschen zu können. Dazu soll dieses Blog dienen.