„Bedauern reicht nicht – es braucht eine Bitte um Entschuldigung“
Lukas Niederberger, ein Theologe, der 2007 den Jesuitenorden verlassen hat, kommentiert in dem Schweizer Magazin Zeitpunkt den völlig unzureichenden Hirtenbrief des Papstes an die irischen Katholiken und kritisiert die bewusste Beseitigung oder unbewusste Verdrängung von kollektiver Schuld durch die Kirchenleitung und somit auch die Unfähigkeit zur Schuldbewältigung, die eigentlich zur Kernkompetenz der Institution Kirche gehört.
Und weiter:
Ohne ausdrückliche Bitte um Vergebung erscheint den Missbrauchsopfern das Bedauern und Mitleid von Papst und Bischöfen gönnerhaft und überheblich. Und die Opfer pfeifen auch auf kirchliche Anlaufstellen, Hotlines und Richtlinien, solange die Kirchenleitung nicht radikal und selbstkritisch nach den Gründen für den Missbrauch in den eigenen Strukturen und in der eigenen Morallehre zu suchen bereit ist.
In sechs Punkten versucht er nötige Konsequenzen und Aufgaben für die katholische Kirche zu definieren und spricht hierbei auch besonders den Umgang mit den Betroffenen an. Er sieht Wiedergutmachung als ein starkes und notwendiges Versöhnungsangebot und bemerkt:
Bisher richten sich kirchliche Versöhnungsrituale ausschliesslich an Täter. Das katholische Busssakrament und die reformatorischen Rechtfertigungslehren befreien lediglich die Täter aus ihrer Rolle. Die Opfer werden vergessen und von den Kirchen ihr Leben lang in ihrer Rolle belassen. Die Kirchen feiern regelmässig das 2000-jährige Opferlamm auf dem Altar. Die Katholische Kirche muss dringend Rituale für Opfer und mit den heutigen Opfern schaffen, die eine Chance bieten, etwas vom begangenen Schaden zu heilen und heil zu machen. Nur so kann die Kirche ihre Kernkompetenz im Bereich Versöhnung eines Tages wieder erlangen und glaubwürdig vermitteln.
Dass er in dem Zusammenhang auch auf unser Blog hinweist, freut uns sehr.