Zehnseitiger Bericht von Frau Raue zum Missbrauch am Kolleg St. Blasien veröffentlicht

Unbemerkt von der Öffentlichkeit hat Frau Raue im Verlauf dieser Woche einen 10seitigen Bericht zu den Missbrauchsfällen am Kolleg St. Blasien vorlegt.

Frau Raue ist weiterhin für sämtliche Missbrauchsfälle durch Jesuiten in Deutschland zuständig – mit Ausnahme des Aloisiuskollegs in Bonn. Am dortigen Kolleg hatte sich Frau Raue bereits 2007  durch ihr fragwürdiges Handeln (Stichwort: Vernichtung von Beweismaterial) so eindeutig disqualifiziert, dass für diese Schule ein eigenes Untersuchungsteam mit drei Untersucherinnen eingesetzt wurde. Dieses Team hat am 15.02.2011 eine Bericht für das Aloisiuskolleg vorgelegt, der 233 Seiten umfasst.

Für sämtliche anderen Fälle an den anderen Jesuiteneinrichtungen in Deutschland ist allein Frau Raue zuständig. Sie besitzt hierfür offenbar die nötige Fachkompetenz und Kapazitäten. Fachliche Unterstützung oder Team-Austausch mit Kolleginnen oder Kollegen aus anderen Disziplinen (beispielsweise Psychologen, Fachleute für sexuellen Missbrauch o.ä.) braucht sie offenbar nicht.

Die von Frau Raue vor einem Jahr (!) angekündigte dringende „Einrichtung eines Arbeitsstabes für die Aufarbeitung der Vorgänge an den einzelnen Schulen und Internaten“ (Zwischenbericht vom 18.02.2010, Seite 6) hat also niemals stattgefunden. Der Arbeitsstab besteht allein aus Frau Raue, die sich selbst dabei über die Schulter schaut. (Und auch allein abrechnet. Frau Raues Stundensatz beträgt 90,– Euro zzgl. 19% Mehrwertsteuer.)

Die Ergebnisse ihrer Aufarbeitungstätigkeit in  sämtlichen anderen Missbrauchsfällen der Jesuiten hat Frau Raue am 27. Mai 2010 in einem Bericht von 27 Seiten dargelegt. Zusammen mit ihrem sechsseitigen „Zwischenbericht“ vom 18.02.2010 und den jetzt nachgereichten 10 Seiten zu St. Blasien hat Frau Raue in zwölf Monaten also immerhin 43 Seiten Text vorgelegt.

Kritisiert wird von Betroffenen die fachlich fragwürdige Einordnungen und sprachlichen Verharmlosungen der Missbrauchstaten durch Frau Raue. Beispielsweise hatte Pater Wolfgang Statt (alias „Pater Bertram“) an drei Jesuitenschulen „in etlichen hundert Fällen“ (Selbstauskunft) Kinder und Jugendliche auf das (überwiegend) nackte Gesäß geschlagen oder gepeitscht, er war dabei in sexueller Erregung, keuchte und schnaubte. Im Anschluss an die Taten wurden einigen Opfern das verletzte Gesäß sorgfältig von Pater Statt eingecremt oder gestreichelt, manchen führte Statt Zäpfchen ein. In ihrem aktuellen Bericht bezeichnet Frau Raue Wolfgang Statts Missbrauchshandlungen als „Prügelattacken … , deren sexuell-sadistische Komponente von den Opfern erst sehr viel später als solche erkannt wurde“.

ECKIGER TISCH fordert weiterhin im Namen vieler Betroffener die Ablösung von Frau Raue als Missbrauchsbeauftragte und die Einführung einer unabhängigen Ansprechpartnerin, die auch das Vertrauen der Betroffenen genießt – und nicht nur das Vertrauen des Jesuitenordens.